Der “Dry January” hat sich in den letzten Jahren als fester Bestandteil des Jahresanfangs etabliert. Dabei leben Teilnehmende 30 Tage ohne Alkohol. Während einige vielleicht die Herausforderung darin nicht erkennen, stellt es für andere eine deutliche Veränderung ihres Alltags dar. Ich finde den “Dry January” einen spannenden Ansatz, um über allgemeinen Alkoholkonsum zu diskutieren, und widme deshalb meine erste Podcast-Episode 2024 diesem Thema. Dabei nehme ich vor allem den moderaten Alkoholkonsum in den Blick. Du findest die Podcastfolge unter diesem Link einfach auf deinem Lieblingsplayer. Außerdem steht für euch auch eine Spotify-Playlist bereit, die alle Psychoaktiv-Podcastfolgen beinhaltet, die für den “Dry January” interessant sein könnten. In diesem Artikel fasse ich die Kernpunkte der Episode, die sich hauptsächlich mit den Risiken des moderaten Alkoholkonsums befasst, kurz zusammen.

Moderater Alkoholkonsum – was bedeutet das eigentlich?

Wenn wir über moderatem Alkoholkonsum sprechen, stoßen wir schnell auf ein Defintionsproblem. Die WHO definiert risikoarmen Konsum als 1-2 Standardgläsern pro Tag, mit zwei alkoholfreien Tagen in der Woche fest. Aktuelle Studien deuten jedoch darauf hin, dass diese Grenzen zu hoch angesetzt sein könnten. In dieser Podcastfolge halte ich mich jedoch an die Richtwerte der WHO, denn wenn wir bedenken, dass im Jahr 2021 in Deutschland der durchschnittliche Pro-Kopf-Konsum bei 91,6 Litern Bier, 20,7 Litern Wein, 3,7 Litern Schaumwein und 5,2 Litern Spirituosen lag, entspricht die WHO-Einschätzung (oder vielleicht sogar mehr) der Alltagsrealität vieler Menschen.

Ist moderater Konsum schädlich?

Wenn wir über das Risikoprofil von Alkohol sprechen, reden wir häufig über Krebs, Leberschaden oder auch Abhängigkeitserkrankungen – alles Langzeitnebenwirkungen. Über die Konsequenzen von moderatem Konsum wird weitestgehend geschwiegen. Während meiner Recherche für die Podcastfolge ist mir auch aufgefallen, dass auch die Studienlage hierzu überschaubar ist. Trotz allem konnte Folgendes schon festgestellt werden:

  • Beeinträchtigung der Kognitiven Funktionen: Schon moderater Alkoholkonsum baut die graue und weise Gehirnmasse ab. Dies äußert sich in Form eines schlechteren Gedächtnisses, geminderte Aufmerksamkeit und Schwierigkeiten in der Planung und Problemlösung.
  • Gesteigertes Stressempfinden: Bei regelmäßigen Alkoholkonsum kommt es zu einer erhöhten Cortisol-Ausschüttung. Cortisol ist auch als unser “Stresshormon” bekannt. Bei einer erhöhten Cortisol-Ausschüttung kann es zu verschiedenen Symptomen kommen wie ein geschwächtes Immunsystem, Bluthochdruck, Übergewicht, Libidoverlust etc.
  • Beeinträchtigung des allgemeinen Wohlbefindens: Alkoholkonsum wirkt unter anderem auf unseren Serotonin und Endorphinhaushalt und sorgt für eine erhöhte Ausschüttung. Dies sorgt im ersten Moment für einen angenehmen Rausch, allerdings benötigt unser Körper danach Zeit um sich wieder zu erholen. Wenn man nun täglich trinkt, kann es dazu kommen, dass unser Körper die ganze Zeit damit beschäftigt ist wieder einen Ausgleich herzustellen. Dies kann sich dann in Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit äußern – wenn auch meist nur subtil.

Was merke ich nach einem Monat Abstinenz?

Wenn man während des “Dry January” auf Alkohol verzichtet, ist es sehr wahrscheinlich, dass man einige Verbesserungen bemerkt. Es kann zu einer Steigerung der Energie kommen, sodass man sich grundlegend fitter fühlt. Auch die Gedächtnisleistung und die Schlafqualität verbessern sich. Außerdem kann es nach vier Wochen zu einer Verbesserung des Hautbildes kommen, da der Körper aufgrund des fehlenden Alkohols nicht ständig dehydriert ist. Doch auch wenn vier Wochen sicher ein toller Start sind, für eine vollständige Regeneration des Körpers könnte man bei moderatem Konsum auch einen “Dry February” und “Dry March” in Betracht ziehen.

Wie kann ich den “Dry January” am Besten für mich nutzen?

Ein “Dry January” ist eine tolle Möglichkeit die Wichtigkeit des Alkoholkonsums im Alltag zu überprüfen. Um Veränderungen bewusst wahrzunehmen, kann man am Anfang des Monats seine allgemeine Stimmung, Schlaf, Zufriedenheit mit dem Körper, Stress und geistige Fitness auf einer Skala von 1-10 bewerten und dies wöchentlich wiederholen. Auch macht es Sinn, sein gewohntes Verhalten nicht zu verändern und auch mal nüchtern auf eine Feier oder ein Barabend zu gehen – natürlich nur wenn man sich dies auch nüchtern zutraut. Das ermöglicht es, gewohnte Alltagsmustern nüchtern zu beobachten und neu zu bewerten. Wenn du dich mehr mit dem Thema Konsum beschäftigen möchtest, habe ich hier ein paar spannende Podcastfolgen zusammengestellt:

Fazit

“Dry January” ist sicher ein guter Einstieg in die Reflexion des eigenen Konsumverhaltens. Ein Monat Abstinenz wird schon erste Veränderungen zutage treten lassen und zeigt deutlich, dass auch ein moderater Konsum einen Einfluss auf unser alltägliches Empfinden hat.

Die wahre Gewissheit, ob man seinen Alkoholkonsum im Griff hat, zeigt sich allerdings nicht während des “Dry January”, sondern in den restlichen elf Monaten des Jahres.



Quellen und weiterführende Links zur Folge:

Moderate alcohol consumption as risk factor for adverse brain outcomes and cognitive decline: longitudinal cohort study | The BMJ

Associations between alcohol consumption and gray and white matter volumes in the UK Biobank | Nature Communications

Alcohol use, urinary cortisol, and heart rate variability in apparently healthy men: Evidence for impaired inhibitory control of the HPA axis in heavy drinkers (zenodo.org)

Change in moderate alcohol consumption and quality of life: evidence from 2 population-based cohorts (cmaj.ca)

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