Zuletzt hat unser Gesundheitsminister Karl Lauterbach diese Frage wieder auf den Plan gebracht: Gibt es einen risikofreien Konsum von Alkohol? Diese Frage ist komplex und lässt sich nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten.

Alkoholische Getränke wie Bier, Wein und Spirituosen habe eine hohe Dosierung von Ethanol enthalten. Ein kleines Bier enthält bereits 13 g Ethanol. Wenn man diese Menge mit anderen psychoaktiven Substanzen vergleicht, wird einem schnell klar, dass Ethanol nicht wirklich potent ist. Doch Ethanol findet sich nicht nur in alkoholischen Getränken, sondern auch in vielen anderen Lebensmitteln wie Apfelsaft (0,2%), Traubensaft (0,4%), Weißbrot (0,1%), Roggenbrot (0,3%) und Sauerkraut (0,5%). Ethanol ist somit ein Teil unseres Alltags ist und unser Körper hat sich somit an geringe Mengen Ethanol gewöhnt ist.

Doch wenn unser Körper durch die verschiedenen Lebensmittel an Ethanol gewöhnt ist, können wir dann auch alkoholische Getränke schadensfrei konsumieren?

Um das Risiko durch Alkohol besser zu verstehen, gibt es eine Studie namens “Global Burden of Disease Study” 2020. Die Studie untersucht das Risiko durch Alkohol abhängig von Faktoren wie Alter, Geschlecht und Bevölkerungsgruppe. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass es keine allgemeingültige Antwort auf die Frage gibt, ob es einen risikofreien Konsum gibt.

Die Studie zeigt, dass die gesundheitsfördernde Alkoholmenge pro Tag zwischen 15 und 39 Jahren zwischen 0 und 0,603 Standardgetränken liegt. Ein Standardgetränk enthält in dieser Studie 10 g reines Ethanol. Ab dem Alter von 40 Jahren steigt der gesundheitsfördernde Bereich auf 0,114 bis 1,87 Standardgetränke pro Tag an. Zum Vergleich: Die WHO gibt an, dass der risikoarme Konsum bei Frauen 12 g und bei Männern 24 g täglich ist.

Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Statistiken keine individuellen Empfehlungen für den Konsum von Alkohol geben können. Jeder Mensch ist anders und hat unterschiedliche Voraussetzungen und Bedürfnisse. Die Statistiken berücksichtigen nicht die individuelle Veranlagung zu Erkrankungen wie Diabetes oder Krebsrisiken oder die individuelle Lebenserwartung.

Es ist daher sinnvoll, den Konsum von Alkohol anhand von Alterseinstufungen festzumachen. Für die unter 40-Jährigen ist der risikoarme Konsumbereich viel zu hoch angesetzt. Eine vernünftige Empfehlung für den Konsum von Alkohol sollte sich daher an individuellen Faktoren wie Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen orientieren.

Es ist auch wichtig zu erwähnen, dass es bei Herzerkrankungen und Diabetes einen geringen positiven Effekt durch Alkoholkonsum geben kann. Doch auf alle anderen Erkrankungen, wie beispielsweise Krebs, Infektionen oder Leberzirrhose, wirkt sich jeglicher Alkoholkonsum negativ aus.

Alles in allem lässt sich sagen, dass es sehr schwer ist einen risikofreien Konsum von Alkohol für einzelne Personen abzuschätzen. Es kommt immer auf die individuellen Umstände und Bedürfnisse an. Eine vernünftige Empfehlung für den Konsum von Alkohol sollte immer auf individuellen Faktoren basieren und nicht pauschalisiert werden.

Wenn Sie mehr über das Thema Alkoholkonsum erfahren möchten, empfehle ich Ihnen in meine Podcastfolge reinzuhören, in der ich das Thema noch etwas tiefer behandelt habe.


Die Studie zu diesem Artikel und zur Podcastfolge finden Sie unter diesem Link:

Population-level risks of alcohol consumption by amount, geography, age, sex, and year: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2020 (thelancet.com)


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