Das Wichtigste in Kürze
✓ Benzodiazepine wirken, indem sie die Wirkung des Neurotransmitters GABA verstärken, was zu Angstlösung, Beruhigung und Muskelentspannung führt.
✓ Bei langfristiger Einnahme können Gedächtnisstörungen, Schlafstörungen, Reizüberempfindlichkeit sowie körperliche und psychische Abhängigkeit auftreten.
✓ Ein sicherer Gebrauch erfordert eine konkrete Diagnose, die kleinste wirksame Dosis, eine kurzfristige Anwendung von maximal vier Wochen und ein schrittweises Ausschleichen, um Entzugserscheinungen zu vermeiden..
✓ Du hörst lieber Podcasts? Dann findest du die ausführlichere Folge unter diesem Link.
Inhalt
> Welche Wirkung haben Benzodiazepine?
> Wie wirken Benzodiazepine im Gehirn?
> Risiken und Nebenwirkungen von Benzodiazepinen
> Machen Benzodiazepine abhängig?
Was sind Benzodiazepine?
Benzodiazepine (auch Benzos genannt) sind eine Gruppe von psychoaktiven Substanzen, die vor allem als Beruhigungs- und Schlafmittel eingesetzt werden. Sie gehören zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten bei Angstzuständen, Schlafstörungen, Muskelverspannungen und Epilepsie.
Übersicht der häufig verwendeten Benzodiazepine
Wirkstoff | Empfohlene Tagesdosis | Wirkdauer | Indikationen |
---|---|---|---|
Alprazolam (Xanax) | 0,25–1,5 mg | 6–12 Stunden | Angststörungen |
Lorazepam (Tavor) | 1–4 mg | 10–20 Stunden | Angststörungen, Epilepsie |
Bromazepam (Lexotanil) | 3–12 mg | 10–20 Stunden | Angststörungen |
Oxazepam (Adumbran) | 10–30 mg | 4–15 Stunden | Angststörungen |
Flunitrazepam (Rohypnol) | 0,5–2 mg | 18–36 Stunden (bis zu 200 Stunden mit aktiven Metaboliten) | Schlafstörungen |
Diazepam (Valium) | 4–40 mg | 20–100 Stunden (bis zu 200 Stunden mit aktiven Metaboliten) | Angststörungen, Muskelverspannungen, Epilepsie |
Welche Wirkung haben Benzodiazepine?
Benzodiazepine haben sowohl psychische als auch physische Wirkungen:
- Psychische Effekte:
- Angstlösend
- Schlaffördernd
- Beruhigend (Sedativ)
- Physische Effekte:
- Muskelentspannend
- Krampflösend (z.B. bei Epilepsie)
Im therapeutischen Rahmen werden Benzodiazepine meist gut vertragen, insbesondere bei kurzzeitiger Anwendung. Je nach Benzodiazepin kann eine andere Wirkung erwartet werden. Dies kann man sehr schön an diesem Schaubild nachvollziehen:

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Wie wirken Benzodiazepine im Gehirn?
Benzodiazepine wirken auf den Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure (GABA), der eine hemmende Funktion im zentralen Nervensystem hat. Sie binden an die GABA-A-Rezeptoren und verstärken dadurch die Wirkung von GABA. Dies führt zu einer beruhigenden, angstlösenden und muskelentspannenden Wirkung. GABA-Rezeptoren befinden sich im Gehirn, im Rückenmark sowie in peripheren Organen.
Risiken und Nebenwirkungen von Benzodiazepinen
Bei längerfristiger Anwendung von Benzodiazepinen treten verschiedene Nebenwirkungen auf, die in zwei Phasen unterteilt werden können:
- Wirkumkehr (Phase 1):
- Unruhe
- Schlafstörungen
- Stimmungsschwankungen
- Körperliche Missempfindungen
- Reizüberempfindlichkeit
- Apathiephase (Phase 2):
- Gedächtnisstörungen
- Konzentrationsprobleme
- Antriebslosigkeit
- Emotionale Abstumpfung
Weitere Nebenwirkungen können außerdem sein:
- Sekundenschlaf
- Eingeschränkte Koordination
- Benommenheit
- Magen-Darm-Beschwerden
- Schwierigkeiten beim Wasserlassen
Benzodiazepine belasten außerdem Leber und Nieren, was langfristig zu Organschäden führen kann.
Machen Benzodiazepine abhängig?
Hierauf gibt es eine einfache Antwort: Ja! Benzodiazepine haben ein hohes Abhängigkeitspotential, sowohl körperlich als auch psychisch.
- Körperliche Abhängigkeit:
Bereits nach wenigen Tagen kann sich eine Toleranz entwickeln, was eine Dosissteigerung erforderlich macht. Auch Menschen, die Benzodiazepine aus medizinischer Indikation verschrieben bekommen, merken häufig Entzugserscheinungen. - Psychische Abhängigkeit:
Benzodiazepine werden häufig zur Stimmungsregulation genutzt. Zwar sind Benzodiazepine ein hervorragendes Notfallmedikament wie z.B. bei Panikattacken. Werden diese jedoch regelmäßig genutzt, kann sich eine Angst vor seinen eigenen Emotionen ohne Benzodiazepine einstellen. Dies fördert den Konsum und kann letzten Endes zu einer starken psychischen Abhängigkeit führen.
Formen der Abhängigkeit bei Benzodiazepinen
- Niedrigdosisabhängigkeit:
Die Dosis bleibt im therapeutischen Bereich, wird aber über die empfohlene Dauer hinaus eingenommen. - Hochdosisabhängigkeit:
Erkennbar an starker Dosissteigerung, Persönlichkeitsveränderungen und schweren Entzugssymptomen.
Kann ich durch eine Benzodiazepin-Verschreibung süchtig werden?
Man hört immer von Menschen, die aufgrund einer Benzodiazepinverschreibung eine eigenständige Abhängigkeiterkrankung entwickelt haben und auch nach der Verschreibung weiter konsumieren. Dafür werden Benzodiazepine dann auf dem Schwarzmarkt organisiert. Es gibt hier jedoch noch eine andere Seite der Medaille! Es ist teilweise normal, dass Menschen während einer Verschreibung klassische Symptome einer physischen und psychischen Abhängigkeit entwickeln. Hier gilt es nicht in Panik zu geraten und den zuständigen Arzt zu kontaktieren, um den Behandlungsplan zu überdenken! Menschen, die bei klarer Indikation Medikamente mit einem Suchtpotenzial verschrieben bekommen, entwickeln in der Regel keine bleiben Abhängigkeitserkrankung. Um jedoch genau dieses Risiko so gut es geht zu minimieren, gilt es die 5K (für mich eher 6K!) Regel zu befolgen.
Die 5K-Regel bei der Verschreibung von Benzodiazepinen
Für eine sichere Anwendung von Benzodiazepinen gilt die sogenannte 5K-Regel. Diese sollte von allen Ärzten sehr genau beachtet werden!
- Konkrete Diagnose – Die Indikation für die Verschreibung muss klar und eindeutig sein.
- Kleinste wirksame Dosis – Die niedrigste Dosis verwenden, die therapeutisch wirksam ist.
- Kurzfristige Anwendung – Die Behandlungsdauer sollte auf maximal 2 bis 4 Wochen begrenzt werden.
- Kein abruptes Absetzen – Ein langsames Ausschleichen ist notwendig, um Entzugserscheinungen zu vermeiden.
- Kritische Indikationsstellung – Die Verschreibung sollte stets kritisch hinterfragt werden, insbesondere im Hinblick auf die Notwendigkeit und mögliche Alternativen.
Ich würde dem ganzen noch gerne ein 6. K hinzufügen und zwar: Klare Aufklärung! Leider habe ich schon häufiger Nachrichten bekommen von Menschen, die Benzodiazepine verschrieben bekommen habe und auf die Nebenwirkungen nicht vorbereitet wurden (häufig ging es auch mit einer Verschreibung deutlich über den 4 Wochen einher!).
Gefahren durch Mischkonsum mit Benzodiazepinen
Benzodiazepine bergen vor allem im Mischkonsum mit anderen Substanzen erhebliche Risiken. Dies betrifft insbesondere:
- Alkohol
- Barbiturate
- Opiate
Diese Substanzen wirken ebenfalls hemmend auf das zentrale Nervensystem und können in Kombination mit Benzodiazepinen zu einer Atemdepression führen. Dies kann im schlimmsten Fall zu bleibenden Schäden, Koma oder Tod führen.
Zudem sollte berücksichtigt werden, dass auf dem Schwarzmarkt erhältliche Benzodiazepine häufig verunreinigt sind und zusätzliche Gefahren darstellen.
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