Das Wichtigste in Kürze

✓ Bei einer Abhängigkeit von Nasenspray sind die Stoffe Xylometazolin und Oxymetazolin relevant.

✓ Eine Sucht von Xylometazolin bzw. Oxymetazolin entsteht durch den sogenannten Rebound-Effekt. Anstatt einer freien Nase ist diese aufgrund des Nasensprays verstopft.

✓ Die Abhängigkeit von Xylometazolin bzw. Oxymetazolin wird nicht als klassische Sucht-Diagnose festgelegt. Im ärztlichen Alltag wird wohl maßgeblich die Diagnose rhinitis medicamentosa behandelt.

✓ Du möchtest mehr über die Abhängigkeit von Xylometazolin & Oxymetazolin erfahren. Dann höre jetzt in die Podcast-Folge unter diesem Link!


Inhalt


Wie wirkt Nasenspray?

Nasensprays sind für viele Menschen ein schneller Weg zur Linderung verstopfter Nasen und gehört zu den meist verkauften Medikamenten überhaupt. Wenn Menschen von einer Nasenspray-Sucht sprechen, reden sie hierbei in der Regel von abschwellenden Wirkstoffen wie Xylometazolin und Oxymetazolin. Diese wirken durch die Verengung der Blutgefäße in den Nasenschleimhäuten. Dadurch schwillt die Nasenschleimhaut ab und man kann wieder freier atmen. Die Wirkung tritt schnell ein und kann bis zu acht Stunden anhalten.


Wie entsteht eine Sucht von Xylometazolin & Oxymetazolin ? Der Rebound-Effekt

Die Sucht nach Nasenspray entsteht vor allem durch den sogenannten Rebound-Effekt. Das bedeutet, dass das abschwellende Nasenspray die Verstopfung der Nase fördert anstatt abschwellen wirkt. Dieser entsteht wie folgt:

  1. Chronische Vasokonstriktion: Die Blutgefäße in der Nase ziehen sich ständig zusammen, was langfristig zu Sauerstoffmangel (Hypoxämie) und einer Erschöpfung der Nasenschleimhaut (Ischämie) führt. Dies beeinträchtigt ihre Funktion und verursacht Verstopfung.
  2. Ermüdung der Rezeptoren: Dauerhafte Stimulation der Rezeptoren durch Nasenspray kann zu Gewöhnung (Tachyphylaxie) und reaktiver Schwellung (Hyperämie, Ödeme) führen, ähnlich wie bei Koffein, wo immer mehr nötig ist, um denselben Effekt zu erzielen.
  3. Parasympathische Gegenreaktion: Der Körper reagiert auf das Spray mit einer verstärkten Durchlässigkeit der Blutgefäße, was Schwellungen zusätzlich verschlimmern kann.

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Welche Folgen hat eine Abhängigkeit von Nasenspray?

Die Folgen einer Abhängigkeit von Nasenspray können vielseitig sein. Viele Menschen berichten von einer psychischen Belastung, da sie immer darauf angewiesen sind ein Nasenspray dabei zu haben und Panik verspüren, sollten sie es mal zu Hause vergessen haben. Doch die Sucht von Xylometazolin und Oxymetazolin zeigt sich vor allem auch körperlich. Es kann zu erheblichen Schädigungen der Nasenschleimhaut kommen. Man ist anfälliger für Infekte und Nasenbluten. In einem besonders schweren Fällen, kann es zu einem Verlust des Geruchssinns kommen.


Diagnostik einer Abhängigkeit von Xylometazolin & Oxymetazolin

Eine klassische Abhängigkeit, wie sie im Diagnosesystem ICD 10 definiert ist, trifft auf die Nasenspray-Sucht nicht zu. Obwohl man einige der Kriterien auf die Abhängigkeit von Nasenspray anwenden könnte (mehr dazu in der Podcast-Folge), ist die Substanz für diese Diagnose nicht vorgesehen. Im ärztlichen Alltag wird wahrscheinlich maßgeblich die rhinitis medicamentosa behandelt. Das ist eine medikamenteninduzierte Nasenschleimhautentzündung, die durch Übernutzung von abschwellendem Nasenspray entsteht. Diese bildet allerdings nicht die suchtähnliche Dynamik eines hohen Gebrauchs ab. Diese könnte man eventuell unter der Diagnose F55 für den „Missbrauch von nicht abhängigkeitserzeugenden Substanzen“ einordnen. Eine Diagnose in diese Richtung ist meiner Meinung nach nur dann notwendig, wenn in diesem Bereich tatsächlich nachhaltige Probleme entstehen z.B. durch vergebliche Absetzversuche und Folgeerkrankungen.


Wer ist zuständig für die Behandlung einer Sucht von Xylometazolin?

Wer Probleme aufgrund der Übernutzung von abschwellenden Nasenspray hat, sollte im ersten Schritt den HNO Arzt aufsuchen. Dieser stellt dann in der Regel einen Plan auf für das Absetzen des Nasensprays und für die Behandlung der Folgeerkrankungen auf. Allerdings kann es sein, dass für Betroffene das abgewöhnen des Nasensprays ohne psychologische Begleitung zu herausfordernd ist. Da die Übernutzung des Nasensprays in seiner Entwöhnung viele Parallelen zu anderen psychoaktiven Substanzen zeigt, könnte ich mir vorstellen, dass eine Begleitung durch die Suchtberatung für diesen Prozess durchaus hilfreich sein könnte! Dies geht bundesweit auch online und kostenlos unter diesem Link. Hierfür würde ich allerdings auf jeden Fall vorher anfragen, da Nasenspray-Sucht (zumindest in meiner Berufspraxis) in der Regel keine Rolle spielt.


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Quellen zur Podcastfolge:

Mutschler, E. (Hrsg.). (2008). Mutschler Arzneimittelwirkungen: Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie; mit einführenden Kapiteln in die Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie; 264 Tabellen (9., vollst. neu bearb. und erw. Aufl). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.

Zucker, S. M., Barton, B. M., & McCoul, E. D. (2019). Management of rhinitis medicamentosa: a systematic review. Otolaryngology–Head and Neck Surgery160(3), 429-438. Management of Rhinitis Medicamentosa: A Systematic Review (sagepub.com)

Ramey, J. T., Bailen, E., & Lockey, R. F. (2006). Rhinitis medicamentosa. Journal of Investigational Allergology and Clinical Immunology16(3), 148. *rhinitis-medicamentosa.pdf (tinkoffjournal.ru)

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