Nasensprays sind für viele Menschen ein schneller Weg zur Linderung verstopfter Nasen und gehört zu den meist verkauften Medikamenten überhaupt. Doch was, wenn die vermeintliche Hilfe in eine Sucht umschlägt? Kann man von Nasensprays überhaupt süchtig werden? Dieser Blogartikel basiert auf die gleichnamige Podcastfolge, die das Phänomen der Nasenspray-Sucht unter die Lupe. Ihr findet die Podcastfolge unter diesem Link auf eurem Lieblingsplayer!

Wie wirkt Nasenspray?

Wenn Menschen von einer Nasenspray-Sucht sprechen, reden sie hierbei in der Regel von abschwellenden Wirkstoffen wie Xylometazolin und Oxymetazolin. Diese wirken durch die Verengung der Blutgefäße in den Nasenschleimhäuten. Dadurch schwillt die Nasenschleimhaut ab und man kann wieder freier atmen. Die Wirkung tritt schnell ein und kann bis zu acht Stunden anhalten.

Wie entsteht eine Nasenspray-Sucht?

Die Sucht nach Nasenspray entsteht vor allem durch den sogenannten Rebound-Effekt. Nach längerem Gebrauch führt dies zu einer Verschlimmerung der Verstopfung, was den Nutzer dazu verleitet, immer häufiger zum Nasenspray zu greifen. Die Folgen einer Übernutzung von abschwellenden können sowohl körperlich (Nasenentzündung, Infekte etc.) als auch psychisch (Probleme beim Einschlafen, Angst ohne Nasenspray nicht atmen zu können etc.) sein.

Diagnostik

Eine klassische Abhängigkeit, wie sie im Diagnosesystem ICD 10 definiert ist, trifft auf die Nasenspray-Sucht nicht zu. Im ärztlichen Alltag wird wahrscheinlich maßgeblich die rhinitis medicamentosa behandelt. Das ist eine medikamenteninduzierte Nasenschleimhautentzündung, die durch Übernutzung von abschwellendem Nasenspray entsteht. Diese bildet allerdings nicht die suchtähnliche Dynamik eines hohen Gebrauchs ab. Diese könnte man eventuell unter der Diagnose F55 für den „Missbrauch von nicht abhängigkeitserzeugenden Substanzen“ einordnen. Eine Diagnose in diese Richtung ist meiner Meinung nach nur dann notwendig, wenn in diesem Bereich tatsächlich nachhaltige Probleme entstehen z.B. durch vergebliche Absetzversuche und Folgeerkrankungen.

Wer ist zuständig für die Behandlung?

Wer Probleme aufgrund der Übernutzung von abschwellenden Nasenspray hat, sollte im ersten Schritt den HNO Arzt aufsuchen. Dieser stellt dann in der Regel einen Plan auf für das Absetzen des Nasensprays und für die Behandlung der Folgeerkrankungen auf. Allerdings kann es sein, dass für Betroffene das abgewöhnen des Nasensprays ohne psychologische Begleitung zu herausfordernd ist. Da die Übernutzung des Nasensprays in seiner Entwöhnung viele Parallelen zu anderen psychoaktiven Substanzen zeigt, könnte ich mir vorstellen, dass eine Begleitung durch die Suchtberatung für diesen Prozess durchaus hilfreich sein könnte! Dies geht bundesweit auch online und kostenlos unter diesem Link. Hierfür würde ich allerdings auf jeden Fall vorher anfragen, da Nasenspray-Sucht (zumindest in meiner Berufspraxis) in der Regel keine Rolle spielt.



Quellen zur Podcastfolge:

Mutschler, E. (Hrsg.). (2008). Mutschler Arzneimittelwirkungen: Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie; mit einführenden Kapiteln in die Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie; 264 Tabellen (9., vollst. neu bearb. und erw. Aufl). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.

Zucker, S. M., Barton, B. M., & McCoul, E. D. (2019). Management of rhinitis medicamentosa: a systematic review. Otolaryngology–Head and Neck Surgery160(3), 429-438. Management of Rhinitis Medicamentosa: A Systematic Review (sagepub.com)

Ramey, J. T., Bailen, E., & Lockey, R. F. (2006). Rhinitis medicamentosa. Journal of Investigational Allergology and Clinical Immunology16(3), 148. *rhinitis-medicamentosa.pdf (tinkoffjournal.ru)

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