Träume sind ein faszinierendes Phänomen. Sie können uns in andere Welten entführen, unsere tiefsten Ängste und Wünsche offenbaren und uns manchmal sogar Antworten auf schwierige Fragen geben. Träume können uns allerdings auch stark belasten. Wenn du tiefere Informationen möchtest, höre dir gerne die dazu passende Podcastfolge an: 67. Träume als Belastung – Wie Träume mit Drogenkonsum zusammenhängen.
Wie funktionieren Träume?
Bis ins 20. Jahrhundert hinein galt Schlaf als passiver Zustand, in dem das Gehirn keine aktiven Prozesse durchführt. Doch die Elektrophysiologie und digitale Elektronik konnten zeigen, dass es im Schlaf zwei aktive, fundamentale Regulationszustände gibt: den REM-Schlaf und den nREM-Schlaf. REM-Schlaf steht für “Rapid Eye Movement” . Im REM Schlaf bewegen sich unsere Augen also schnell hin und her und das Gehirn ist besonders aktiv. In dieser Phase werden vor allem emotionale Erlebnisse und Erinnerungen verarbeitet, wodurch es zu intensiven Träumen kommen kann. Der nREM-Schlaf ist der Nicht-REM-Schlaf, der aus zwei Leichtschlafstadien und zwei Tiefschlafstadien besteht. Innerhalb eines 90-minütigen Schlafzyklus treten fünf verschiedene Schlafstadien auf. Bei einem ungestörten Schlaf hat man vier bis sechs solcher Zyklen. In den ersten zwei Zyklen nimmt der Tiefschlaf einen großen Teil der Zyklen ein.
Unterschied zwischen Alpträumen, Bad Dreams und Posttraumatischen Wiederhlungsträumen
Nicht jeder schlechte Traum ist gleich ein Alptraum. Im Allgemeinen unterscheidet man zwischen Alpträumen, Bad Dreams und Posttraumatischen Belastungsträumen:
- Alpträume sind sehr negative Träume, die dazu führen, dass man aus dem Schlaf aufschreckt.
- Bad Dreams sind auch schlechte Träume, aber man wacht aus ihnen nicht auf.
- Posttraumatische Wiederholungsträume sind sehr realitätsnahe Träume, die ein traumatisches Erlebnis widerspiegeln und sowohl im REM- als auch im NREM-Schlaf auftreten können. Sie sind mit Flashbacks verwandt und können bei Menschen mit PTBS auftreten.
Warum erinnern sich manche Menschen nicht an ihre Träume?
Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass manche Menschen nie träumen. Tatsächlich träumen wir alle, doch die Traumerinnerung kann sich unterscheiden. Manche Menschen erinnern sich sehr detailliert an ihre Träume, während andere sich nie oder nur selten an ihre Träume erinnern können.
Es gibt verschiedene Hypothesen und Faktoren, die die Erinnerung an Träume beeinflussen können. Die Verdrängungshypothese von Freud besagt beispielsweise, dass ein Traum, der unakzeptable Wünsche und Triebe enthält, von einer inneren Zensur verändert oder komplett verdrängt wird. Die Life Style Hypothese geht davon aus, dass der persönliche Lebensstil die Traumerinnerungsfähigkeit beeinflusst. Es gibt auch Studien zu Trait und State Faktoren, wobei State Faktoren kurzfristige Faktoren wie Stress oder die Stimmung des Vortags sind und die Schwankungen der Traumerinnerung bei Menschen erklären. Es gibt jedoch noch keine stichhaltige Erklärung dafür, warum manche Menschen sich besser an ihre Träume erinnern als andere. Der renommierter Schlafforscher Dr. Hans-Günter Weess spricht zum Beispiel von einem Erinnerungsmuskel, der trainiert werden kann, indem man sich bewusst mit dem Thema auseinandersetzt.
Eine mögliche Erklärung dafür, warum man sich während einer Therapie oder der Aufgabe des Konsums von Substanzen besser an Träume erinnert, könnte darin liegen, dass diese Veränderungen im Alltag einen Verarbeitungs- und Veränderungsprozess auslösen, der sich in den Träumen niederschlägt.
Beeinflusst Cannabis die Erinnerung an unsere Träume?
In Bezug auf die Traumerinnerung und Cannabis berichten viele Cannabis Konsumierende ähnliches: Viele Menschen, die über einen längeren Zeitraum regelmäßig Cannabis konsumieren, berichten von einer Abnahme ihrer Traumerinnerung. Doch warum das so ist, bleibt unklar. Eine gängige Hypothese besagt, dass Cannabis den REM-Schlaf verkürzt, aber es gibt keine eindeutigen Beweise dafür. Eine Übersichtsstudie, die 11 Studien verglichen hat, zeigt keinen Konsens zu diesem Thema. Einige Studien deuten auf einen verkürzten REM-Schlaf hin, andere auf einen verlängerten Schlaf, und bei wieder anderen wird kein Effekt gezeigt.
Was sind Drug Dreams?
Menschen, die eine Abhängigkeitserkrankung haben oder von einem sehr häufigen Konsum sich für eine Abstinenz entschieden haben, können sogenannte “drug dreams” haben. Dabei handelt es sich um Träume, in denen man im Traum “high” wird oder aber auch auf der Suche nach Drogen ist bzw. diese erworben hat. Oftmals werden diese Träume als sehr intensiv wahrgenommen und können zu Schuld-, Angst- und Panikgefühlen führen. Teilweise wird auch berichtet, dass der Drang, die Substanz zu konsumieren, stark zunimmt nach dem Traum. Im Allgemeinen wird ein Zusammenhang zwischen Konsumträumen und Drogenverlangen angenommen.
Wie geht man mit Träumen um?
Wenn Träume sehr belasten, sollte man nicht einfach ignorieren, sondern sich im besten Fall mit dem Therapeuten oder der Therapeutin darüber austauschen. Eine Methode, um mit Alpträumen besser umzugehen, ist die kognitive Alptraumtherapie. Diese beinhaltet im ersten Schritt eine Konfrontation des aktuell am häufigsten oder am belastenden Traum. Das kann man durch Aufschreiben oder Zeichnen des Traums machen. Danach versucht man sich in diese Situation zu begeben, die Gefühle und die Bilder nachzuspüren. Schon allein das kann helfen, wenn man sich jeden Tag ca. 2 Mal genau in diesen Traum hineinversetzt.
Nach 10-20 Tagen wird der Traum als nicht mehr so belastend wahrgenommen. Es kommt zu einer sogenannten systematischen Desensibilisierung. Das macht man dann weiter mit dem nächsten Traum. Wieder genau das gleiche Vorgehen und dann wieder mit dem nächsten. Nach ca. 3 Träumen setzt dann in der Regeln eine Generalisierung ein. Das heißt, dass im Allgemeinen diese Träume als nicht mehr so belastend wahrgenommen werden.
Eine weitere Methode, die an dieser Konfrontation ansetzt und auch einfach eine Frage des persönlichen Geschmacks ist, ist ein neues Ende für den Traum zu schreiben. Man überlegt sich also für das Traumgeschehen eine Bewältigungsstrategie. Das kann absolut alles sein, wir sind schließlich im Traum. Sei es ein zahmer Tiger, der einen beschützt, oder jemand, der in einem dunklen, bedrohlichen Ort einfach das Licht einschaltet. Nun geht man wieder genauso vor wie in der ersten Methode, dass man sich täglich mit dem Traum auseinandersetzt, nur eben mit dem neuen Ende.
Fazit
Träume sind ein Thema, dass in meiner suchttherapeutischen Praxis in den verschiedensten Facetten vorkommt. Eine Ansprache und Bearbeitung dieser Träume kann dabei zur allgemeinen Stabilisierung beitragen.
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Quellen und Links zur Folge:
The effects of cannabinoid administration on sleep: a systematic review of human studies (upenn.edu)
Schredl, M. (2013). Träume. Unser nächtliches Kopfkino (Sachbuch, 2., erg. Aufl.). Berlin, Heidelberg: Springer Spektrum. https://doi.org/10.1007/978-3-642-34112-0