Das Wichtigste in Kürze

✓ Der Fliegenpilz wird als Droge genutzt und kann eine Rauschwirkung erzeugen. Diese zeichnet sich durch visuelle und auditive Überempfindlichkeit, gelegentlich begleitet von Halluzinationen

✓ Der wichtigste Wirkstoff im Fliegenpilz für die Rauschwirkung ist Muscimol.

✓ Der Fliegenpilz fällt nicht unter das BtmG und könnte dementsprechend als legal gelten. Allerdings ist er über das Bundesnaturschutzgesetz und teilweise auch über das Arzneimittelgesetz geregelt.

✓ Du hörst lieber Podcasts? Dann findest du die ausführlichere Folge unter diesem Link.


Inhalt


Ist der Fliegenpilz eine Droge?

Für viele Menschen ist der Fliegenpilz der erste Pilz, den sie identifizieren können. In der Regel mit dem Hinweis: „Vorsichtig, giftig!“. Doch auch wenn der Fliegenpilz nicht in einer wohlschmeckenden Pilzpfanne landen sollte, ist die Reduktion auf giftig doch nicht ganz passend. Der Fliegenpilz sorgt in erster Linie für eine Rauschwirkung. Für Speisepilzsammler zählt diese wohl als Vergiftungssymptom, doch es gibt auch Menschen, die sich gerade wegen dieser Wirkung für den Fliegenpilz interessieren und das schon seit vielen Jahren.

Also ja, der Fliegenpilz kann der Kategorie „Droge“ zugeordnet werden.


Die Geschichte des Fliegenpilzes

Der Gebrauch von Fliegenpilzen hat eine lange Geschichte. Besonders in sibirischen Kulturen spielte der Fliegenpilz eine zentrale Rolle: Schamanen nutzten den Pilz, um in tranceähnliche Zustände zu gelangen und ihre heilenden Kräfte zu entfalten. Über die Jahrhunderte rankten sich viele Legenden um den Fliegenpilz. Eine der kontroversesten stammt von John Allegro, der in seinem Buch Der Geheimkult des heiligen Pilzes spekulierte, dass das Urchristentum ein Pilzkult gewesen sein könnte. Es gibt sogar eine Legende, dass der Fliegenpilz alle unsere Weihnachtstraditionen beeinflusst hat. Diese kleine Geschichte könnt ihr in dieser kurzen Podcast-Folge nachhören.

Aber auch medizinisch fand der Pilz Anwendung: Im 19. Jahrhundert wurde er zur Behandlung von Fieber und Epilepsie eingesetzt, während er heute in der Homöopathie – etwa in Mitteln wie Muscarsan und Cefamanit – genutzt wird.


Welche Rauschwirkung hat der Fliegenpilz?

Typisch für den Fliegenpilz sind visuelle und auditive Überempfindlichkeit, gelegentlich begleitet von Halluzinationen. Hier wird vor allem über lebhafte Farbwahrnehmung und dem Gefühl, dass die Zeit stillsteht, berichtet. Die Wirkung von Fliegenpilzen wechselt in Wellen zwischen Erwachen und Schlafen.

Die Wirkung setzt 30 Minuten bis 2 Stunden nach der Einnahme ein und dauert ca. 8h. Je nach Quelle wird die Wirkdauer allerdings auch zwischen 10 und 24h angegeben.


Wie wirkt der Wirkstoff Muscimol des Fliegenpilzes im Gehirn?

Die für seine Wirkung relevanten Substanzen sind Ibotensäure und Muscimol. Erst durch Decarboxylierung – etwa beim Trocknen – wird das psychoaktive Muskimol aktiviert.

Muscimol hat einen ungewöhnlichen Wirkmechanismus, wenn man ihn mit anderen Psychedelika oder Dissoziativa vergleicht. Denn Muscimol ist ein potenter Gaba-A-Agonist – er aktiviert also den Rezeptor für Gaba. Das kennen wir vor allem von Downern wie Benzodiazepinen oder Opiaten. Muscimol hat sich als Partialagonist erwiesen, das bedeutet, dass er im Vergleich zum reinen Agonisten den Neurotransmitter nur zu einem Teil imitiert und nicht voll. Dass Partialagonisten mit dem Gaba-Rezpetor eine psychedelische Wirkung erzeugen, kennt man auch von anderen Substanzen wie z.B. Zolpidem.


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Risiken und Nebenwirkungen beim Fliegenpilzkonsum

Akut kann es nach dem Konsum zu Verwirrung, Schwindel, Müdigkeit, Unruhe, Angstgefühle, Muskelkrämpfe, Lähmung (temporär!) und Mundtrockenheit kommen. Auch kann Erbrechen, erhöhter Speichelfluss und Durchfall auftreten.

In seltenen Fällen kann es auch zu Spätfolgen wie Lustlosigkeit, leichte Ermüdbarkeit und Gedächtnisschwäche kommen. Das Risiko der Entwicklung eines Abhängigkeitssyndroms wird als gering eingeschätzt. Es gibt sogar User Berichte, die besagen, dass das Verlangen nach dem Konsum eher abnimmt.

Tödliche Folgen sind beim Fliegenpilz eher unwahrscheinlich. Bei Rattenversuchen wurde die Mittlere Letale Dosis bei 45mg/kg (oral) und bei Mäusen 20mg/kg (oral) festgestellt. Die mittlere Letale Dosis drückt einen Wert aus, bei dem die Hälfte der Versuchstiere gestorben sind.


Ist der Konsum von Fliegenpilzen eigentlich legal?

Der Fliegenpilz fällt in Deutschland nicht unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG), unterliegt aber dem Bundesnaturschutzgesetz, das das Sammeln auf persönliche Mengen beschränkt. Die Urtinktur des Fliegenpilzes, ein verdünntes Extrakt das zur Herstellung für homöopathische Arzneimittel genutzt wird, unterliegt der Apothekenpflicht.

Die Weitergabe von Fliegenpilzen mit Heilversprechen oder als Lebensmittel ist streng geregelt und kann rechtliche Folgen haben. International wird der Pilz in Ländern wie Australien, den Niederlanden und Großbritannien als illegal eingestuft.

Du möchtest gerne tiefer in die Materie eintauchen? Dann höre die Podcast-Folge unter diesem Link.


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