Wenn Sucht, Traumata und Bindungsstörungen sich in einem ‘magischen Dreieck’ vereinen, entsteht eine komplexe Herausforderung, die nur durch ein tiefes Verständnis dieser Verknüpfung therapeutisch angegangen werden kann. Dr. Frank M. Fischer liefert in seinem BuchSucht, Trauma und Bindung bei Kinder und Jugendlichen*” eine präzise und dennoch eindringliche Analyse dieser Beziehung. Es ist mir eine besondere Freude, ihn für ein tiefgehendes Interview in meinem Podcast begrüßen zu dürfen. Das Gespräch ist in zwei Teile unterteilt, die beide bereits verfügbar sind. Ihr könnt beide Episoden über diesen Link auf eurer bevorzugten Podcast-Plattform anhören. Wenn euch der Podcast gefällt, unterstützt ihn gerne mit einer Bewertung und einem Follow auf der Plattform eurer Wahl.

Psychoaktive Substanzen als Bindungsfigur

Bei bestehenden Bindungsstörungen fungiert die Sucht oft als Ersatzbindung. Sie bietet dem Konsumenten einen Halt, hilft beim Umgang mit Emotionen und kann zur Identitätsbildung beitragen. Zudem entsteht durch den gemeinsamen Substanzkonsum oft ein soziales Netzwerk und ein Gefühl der Gemeinschaft unter den Konsumenten. Ein Entzug kann daher als Verlust dieser Bindung wahrgenommen werden, was bei den Betroffenen erhebliche Ängste auslösen kann. Es ist von entscheidender Bedeutung, diesen Aspekt in der Therapie zu berücksichtigen, um den Heilungsprozess zu unterstützen

Drogenkonsum als Mittel der chemischen Dissoziation

Was bewegt junge Menschen dazu, zu psychoaktiven Substanzen zu greifen? Es gibt viele Gründe, die diese Entscheidung beeinflussen können. Einer davon ist der Einsatz solcher Substanzen als Form der Selbstmedikation. Insbesondere Jugendliche mit Traumafolgestörungen nutzen psychoaktive Substanzen, um mit ihren inneren Konflikten und Störungen umzugehen. Diese Substanzen können zur sogenannten chemischen Dissoziation beitragen, wodurch die Betroffenen die Möglichkeit erhalten, sich von der Realität zu distanzieren. Ein weiterer Vorteil des Konsums ist, dass die Person die Dissoziation kontrollieren kann, im Gegensatz zu den unvorhersehbaren dissoziativen Zuständen, die durch die Traumafolgestörung ausgelöst werden können.

Hier geht es zum 2. Teil des Interviews!

Die Rolle der Emotionen

Scham und Schuld sind die emotionalen Bindungen, die das komplexe Dreieck von Sucht, Trauma und Bindungsstörungen zusammenhalten. Durch den wiederholten Kontrollverlust beim Drogenkonsum werden Betroffene ständig an ihre tief sitzenden Traumata und Bindungsprobleme erinnert. Diese Emotionen werden stetig neu entfacht und können den Antrieb, sich den zugrunde liegenden Herausforderungen zu stellen, erheblich dämpfen. Es ist daher essentiell, in der Therapie diese Gefühle zu adressieren, um den Teufelskreis zu durchbrechen und den Weg zur Heilung zu ebnen.

Fazit

Komplexe Fälle erfordern eine sorgfältig konzipierte und spezialisierte Herangehensweise. Leider sind solche spezialisierten Angebote in Deutschland, insbesondere im psychiatrischen Bereich, nicht weit verbreitet. In diesem zweiteiligen Interview stellt Dr. Frank M. Fischer eindrücklich dar, welchen enormen Nutzen es bringen kann, gezielt auf die individuellen Bedürfnisse der betroffenen Jugendlichen einzugehen. Dies bietet ihnen die Möglichkeit, ein Leben zu führen, in dem sie sich sicherer und wohler fühlen.



Weiterführende Links:

Buch “Sucht, Trauma, Bindung bei Kindern und Jugendlichen”: Sucht, Trauma und Bindung bei Kindern und Jugendlichen*

Website von Frank M. Fischer: Frank M. Fischer – Literatur von Frank Maria Fischer: Prosa, Poesie und wissenschaftliche Veröffentlichungen (frank-maria-fischer.de)

Wo findet man die Station, auf der Frank M. Fischer Oberarzt ist? Teen Spirit Island // Auf der Bult: Teen Spirit Island (tsi-hannover.de)

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