Modafinil ist eine Substanz, die in den letzten Jahren vor allem als sogenannte „Smart Drug“ an Popularität gewonnen hat. Doch was genau steckt hinter dieser Substanz, die ursprünglich für medizinische Zwecke entwickelt wurde, aber immer häufiger von Studierenden und Berufstätigen genutzt wird, um ihre kognitiven Fähigkeiten zu steigern? In meiner aktuellen Podcast-Folge tauchen schauen wir uns diese Substanz genauer an! Höre den Podcast unter diesem Link auf deinem Lieblings-Player!

Was ist Modafinil?

Modafinil (chemisch: 2-Diphenylmethyl-Sulfinyl-Acetamid) ist der aktive Wirkstoff des in Deutschland unter dem Namen Vigil und in den USA als Provigil bekannten Medikaments. Ursprünglich wurde es entwickelt, um Menschen mit Narkolepsie oder Schichtarbeiterschlafstörungen zu helfen, wach zu bleiben. Doch seit seiner Einführung in den 1970er Jahren wird Modafinil zunehmend auch Off-Label, also außerhalb der zugelassenen Anwendungsbereiche, eingesetzt. So wird es beispielsweise bei chronischem Erschöpfungssyndrom, Depression, ADHS und auch bei Parkinson verschrieben.

Die Geschichte von Modafinil

Die Entdeckung von Modafinil geht auf den französischen Professor Michel Jouvet und das Pharmaunternehmen Laboratoire L. Lafon zurück, die an einer Klasse von Substanzen forschten, die schlaffördernde Eigenschaften besaßen. Dabei entdeckten sie Modafinil als aktiven Metaboliten von Adrafinil, einer Vorstufe der Substanz. Diese löste Adrafinil dann ab und etablierte sich als Medikament für die Behandlung von Narkolepsie und Schichtarbeiterschlafstörungen.

Im Jahr 1999 erwarb das Unternehmen Cephalon die Rechte an Modafinil und vermarktete es bis zum Ablauf des Patentschutzes im Jahr 2012 unter dem Namen Provigil. Cephalon spielte auch eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung von Modafinil für Off-Label-Anwendungen, was dem Unternehmen letztendlich eine Strafe von 425 Millionen US-Dollar für illegales Marketing einbrachte.


Du bist interessiert an Suchttherapie und möchtest dich gerne über Konsum, Drogen und Sucht informieren?

Dann abonniere jetzt meinen monatlichen Psychoaktiven Newsletter!


Wie wirkt Modafinil im Gehirn?

Modafinil unterscheidet sich in seiner Wirkweise von herkömmlichen Stimulanzien wie Amphetaminen. Es blockiert die Wiederaufnahme von Dopamin und Noradrenalin im Gehirn, was zu einer erhöhten Verfügbarkeit dieser Neurotransmitter führt, die uns wach und aufmerksam halten. Gleichzeitig hemmt Modafinil den beruhigenden Botenstoff GABA, was ebenfalls die Wachsamkeit steigert.

Interessanterweise wirkt Modafinil auch auf das Orexin-System, ein neurobiologisches Netzwerk, das für den Wach-Schlaf-Rhythmus zuständig ist. Dadurch bleibt der „Wachmacher-Schalter“ im Gehirn länger aktiv. Diese komplexe Wirkweise führt dazu, dass Modafinil weniger suchterzeugend ist als Stimulanzien wie Amphetamine oder Kokain, da die Substanz breiter auf verschiedene Systeme im Gehirn wirkt und ihre Effekte subtiler sind.

Die gewünschte Wirkung: Mehr Fokus und Wachsamkeit

Die Hauptwirkung von Modafinil besteht darin, den Wachzustand zu fördern und die allgemeine Motivation zu steigern. Menschen, die es nutzen, berichten von einer verbesserten Fähigkeit, sich über längere Zeiträume hinweg auf Aufgaben zu konzentrieren und ihre kognitiven Fähigkeiten zu steigern. Besonders das Arbeitsgedächtnis und die kognitive Kontrolle, wie die Fähigkeit, Impulse zu unterdrücken und fokussiert zu bleiben, scheinen davon zu profitieren.

Deswegen findet Modafinil auch seine Verwendung als “Smart Drug”. Also als psychoaktive Substanz, die gezielt die Leistung beim arbeiten oder lernen steigern soll.

Risiken und Nebenwirkungen

Auch wenn Modafinil als sicherer Wirkstoff zählt, ist es trotzdem nicht ohne Risiken. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Kopfschmerzen, Übelkeit, Nervosität und Schlafstörungen. Auf psychischer Ebene können Angstzustände, Depressionen und Reizbarkeit auftreten. In seltenen Fällen kann es zu schweren Überempfindlichkeitsreaktionen wie dem Stevens-Johnson-Syndrom kommen, das potenziell lebensbedrohlich ist. Eine Überempfindlichkeitsreaktion beginnt oft mit grippeähnlichen Symptomen und Hautausschlägen, die zu Blasen und Hautablösungen führen können. Milderen Überempfindlichkeitsreaktionen wie Juckreiz, Hautrötung oder Schwellungen sollte ebenfalls Aufmerksamkeit geschenkt werden. Beim Auftreten eines Ausschlags oder anderer Anzeichen sollte Modafinil sofort abgesetzt und ein Arzt aufgesucht werden.

Langfristig kann Modafinil den Schlaf-Wach-Rhythmus stören und die Schlafqualität beeinträchtigen. Darüber hinaus besteht ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Probleme sowie für eine psychische Abhängigkeit, obwohl das Abhängigkeitspotenzial im Vergleich zu anderen Stimulanzien als gering eingeschätzt wird.

Modafinil als Substitutionsmedikament

Ein spannender Aspekt von Modafinil, der in der Forschung noch weiter untersucht wird, ist seine potenzielle Anwendung als Substitutionsmedikament bei Abhängigkeiten von Stimulanzien wie Kokain oder Methamphetamin. Erste Studien zeigen, dass Modafinil in Tierversuchen das Verlangen nach diesen Substanzen reduzieren kann. Ob sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, ist Gegenstand weiterer Forschung. Während einige Studien keine Vorteile gegenüber dem Placebo aufweisen, haben kleinere Studien durchaus vielversprechende Ergebnisse. Ein solches Substitutionsprogramm könnte jedoch eine wertvolle Ergänzung in der Behandlung von Stimulanzienabhängigkeit darstellen.


Werbefrei, Bonusfolgen & exklusive Inhalte – werde Teil von Psychoaktiv+ und unterstütze meine Arbeit! Deine Unterstützung hilft mir, Psychoaktiv langfristig zu finanzieren und weiterzuführen!


Quellen:

Modafinil – Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (gelbe-liste.de)

Modafinil: Uses, Interactions, Mechanism of Action | DrugBank Online

#08-860: Biopharmaceutical Company, Cephalon, to Pay $425 Million & Enter Plea to Resolve Allegations of Off-Label Marketing (2008-09-29) (justice.gov)

Minzenberg, M. J., & Carter, C. S. (2008). Modafinil: A review of neurochemical actions and effects on cognition. Neuropsychopharmacology, 33(7), 1477–1502. https://doi.org/10.1038/sj.npp.1301534

Wisor, J. (2013). Modafinil as a catecholaminergic agent: Empirical evidence and unanswered questions. Frontiers in Neurology, 4(139). https://doi.org/10.3389/fneur.2013.00139

Gerrard, P., & Malcolm, R. (2007). Mechanisms of modafinil: A review of current research. Neuropsychiatric Disease and Treatment, 3(3), 349–364.

Sangroula, D., Motiwala, F., Wagle, B., Shah, V. C., Hagi, K., & Lippmann, S. (2017). Modafinil treatment of cocaine dependence: A systematic review and meta-analysis. Substance Use & Misuse. https://doi.org/10.1080/10826084.2016.1276597

Tanda, G., Hersey, M., Hempel, B., Xi, Z.-X., & Newman, A. H. (2021). Modafinil and its structural analogs as atypical dopamine uptake inhibitors and potential medications for psychostimulant use disorder. Current Opinion in Pharmacology, 56, 13–21. https://doi.org/10.1016/j.coph.2020.07.007​:contentReference[oaicite:0]{index=0}.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *