Das Wichtigste in Kürze
✓ Modafinil ist ein Medikament, das ursprünglich bei Narkolepsie oder Schichtarbeiterschlafstörung verwendet wurde.
✓ Modafinil wird als sogenannte Smart Drug bzw. Hirndoping eingesetzt. Das bedeutet, dass Modafinil außerhalb der Beschreibung zur Leistungssteigerung angewendet wird.
✓ Auch wenn die Risiken von Modafinil überschaubar sind, kann die Anwendung als Smart Drug dazu führen, dass man das Gefühl für seine eigenen Grenzen und Leistungsfähigkeit verliert.
✓ Modafinil kann als „Kokain-Ersatz“ und bei (Meth)Amphetamin-Abhängigkeit Off Label als Substitution verwendet werden.
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Inhalt
> Die Geschichte von Modafinil
> Wie wirkt Modafinil im Gehirn?
> Warum eignet sich Modafinil als Smart Drug?
Was ist Modafinil?
Modafinil (chemisch: 2-Diphenylmethyl-Sulfinyl-Acetamid) ist der aktive Wirkstoff des in Deutschland unter dem Namen Vigil und in den USA als Provigil bekannten Medikaments. Ursprünglich wurde es entwickelt, um Menschen mit Narkolepsie oder Schichtarbeiterschlafstörungen zu helfen, wach zu bleiben. Doch seit seiner Einführung in den 1970er Jahren wird Modafinil zunehmend auch Off-Label, also außerhalb der zugelassenen Anwendungsbereiche, eingesetzt. So wird es beispielsweise bei chronischem Erschöpfungssyndrom, Depression, ADHS und auch bei Parkinson verschrieben.
Die Geschichte von Modafinil
Die Entdeckung von Modafinil geht auf den französischen Professor Michel Jouvet und das Pharmaunternehmen Laboratoire L. Lafon zurück, die an einer Klasse von Substanzen forschten, die schlaffördernde Eigenschaften besaßen. Dabei entdeckten sie Modafinil als aktiven Metaboliten von Adrafinil, einer Vorstufe der Substanz. Diese löste Adrafinil dann ab und etablierte sich als Medikament für die Behandlung von Narkolepsie und Schichtarbeiterschlafstörungen.
Im Jahr 1999 erwarb das Unternehmen Cephalon die Rechte an Modafinil und vermarktete es bis zum Ablauf des Patentschutzes im Jahr 2012 unter dem Namen Provigil. Cephalon spielte auch eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung von Modafinil für Off-Label-Anwendungen, was dem Unternehmen letztendlich eine Strafe von 425 Millionen US-Dollar für illegales Marketing einbrachte.
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Wie wirkt Modafinil im Gehirn?
Modafinil unterscheidet sich in seiner Wirkweise von herkömmlichen Stimulanzien wie Amphetaminen. Es blockiert die Wiederaufnahme von Dopamin und Noradrenalin im Gehirn, was zu einer erhöhten Verfügbarkeit dieser Neurotransmitter führt, die uns wach und aufmerksam halten. Gleichzeitig hemmt Modafinil den beruhigenden Botenstoff GABA, was ebenfalls die Wachsamkeit steigert.
Interessanterweise wirkt Modafinil auch auf das Orexin-System, ein neurobiologisches Netzwerk, das für den Wach-Schlaf-Rhythmus zuständig ist. Dadurch bleibt der „Wachmacher-Schalter“ im Gehirn länger aktiv. Diese komplexe Wirkweise führt dazu, dass Modafinil weniger suchterzeugend ist als Stimulanzien wie Amphetamine oder Kokain, da die Substanz breiter auf verschiedene Systeme im Gehirn wirkt und ihre Effekte subtiler sind.
Warum eignet sich Modafinil als Smart Drug?
Die Hauptwirkung von Modafinil besteht darin, den Wachzustand zu fördern und die allgemeine Motivation zu steigern. Menschen, die es nutzen, berichten von einer verbesserten Fähigkeit, sich über längere Zeiträume hinweg auf Aufgaben zu konzentrieren und ihre kognitiven Fähigkeiten zu steigern. Besonders das Arbeitsgedächtnis und die kognitive Kontrolle, wie die Fähigkeit, Impulse zu unterdrücken und fokussiert zu bleiben, scheinen davon zu profitieren.
Deswegen findet Modafinil auch seine Verwendung als „Smart Drug“. Also als psychoaktive Substanz, die gezielt die Leistung beim Arbeiten oder Lernen steigern soll.
Besonderes Risiko beim Hirndoping mit Modafinil
Das Problem bei der Anwendung von psychoaktiven Substanzen zur Leistungssteigerung ist, dass bei regelmäßiger Nutzung man immer mehr das Gefühl für seine eigenen Grenzen verliert. Wir leben in einer Welt, in der man schnell das Gefühl bekommt, dass es immer schneller, besser, weiter gehen muss. Im schlimmsten Fall bis zur absoluten Erschöpfung. Es ist also nachvollziehbar, dass manche Menschen zu aufputschenden Mitteln greifen, um den gefühlten Anforderungen gerecht zu werden. Doch das kann auf Dauer fatale Auswirkungen haben. Man kann sein Selbstbewusstsein für seine natürliche Leistung verlieren und eigene Bedürfnisse neben der Arbeitsleistung rücken immer mehr in den Hintergrund.
Risiken und Nebenwirkungen von Modafinil
Auch wenn Modafinil als sicherer Wirkstoff zählt, ist es trotzdem nicht ohne Risiken. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Kopfschmerzen, Übelkeit, Nervosität und Schlafstörungen. Auf psychischer Ebene können Angstzustände, Depressionen und Reizbarkeit auftreten. In seltenen Fällen kann es zu schweren Überempfindlichkeitsreaktionen wie dem Stevens-Johnson-Syndrom kommen, das potenziell lebensbedrohlich ist. Eine Überempfindlichkeitsreaktion beginnt oft mit grippeähnlichen Symptomen und Hautausschlägen, die zu Blasen und Hautablösungen führen können. Milderen Überempfindlichkeitsreaktionen wie Juckreiz, Hautrötung oder Schwellungen sollte ebenfalls Aufmerksamkeit geschenkt werden. Beim Auftreten eines Ausschlags oder anderer Anzeichen sollte Modafinil sofort abgesetzt und ein Arzt aufgesucht werden.
Langfristig kann Modafinil den Schlaf-Wach-Rhythmus stören und die Schlafqualität beeinträchtigen. Darüber hinaus besteht ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Probleme sowie für eine psychische Abhängigkeit, obwohl das Abhängigkeitspotenzial im Vergleich zu anderen Stimulanzien als gering eingeschätzt wird.
Modafinil als Kokain-Ersatz: Substitution
Ein spannender Aspekt von Modafinil, der in der Forschung noch weiter untersucht wird, ist seine potenzielle Anwendung als Substitutionsmedikament bei Abhängigkeiten von Stimulanzien wie Kokain oder Methamphetamin. Erste Studien zeigen, dass Modafinil in Tierversuchen das Verlangen nach diesen Substanzen reduzieren kann. Ob sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, ist Gegenstand weiterer Forschung. Während einige Studien keine Vorteile gegenüber dem Placebo aufweisen, haben kleinere Studien durchaus vielversprechende Ergebnisse. Ein solches Substitutionsprogramm könnte jedoch eine wertvolle Ergänzung in der Behandlung von Stimulanzienabhängigkeit darstellen.
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Quellen:
Modafinil – Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (gelbe-liste.de)
Modafinil: Uses, Interactions, Mechanism of Action | DrugBank Online
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