Das Wichtigste in Kürze
✓ Während Kautabakbeutel und Snus Tabak beinhalten, sind Nikotinbeuten („Nicotine Pouches“) tabakfreie Alternativen mit Nikotinsalzen
✓ Nikotinbeutel („Nicotine Pouches“) sind seit 2022 als neuartiges Lebensmittel eingestuft und aufgrund des hohen Nikotingehalts verboten.
✓ Während für Erwachsene Nikotinbeutel, Kautabakbeutel oder Snus eine spannende Zigaretten-Alternative im Rahmen der „Harm Minimisation“ ist, kann es für Jugendliche den Konsum von Nikotinprodukten fördern.
✓ Für mehr Informationen zu Nikotinbeutel („Nicotine Pouches“), Kautabakbeutel und Snus könnt ihr auch einfach diese Podcastfolge hören.
Inhalt
> Was unterscheidet Nikotinbeutel, Kautabakbeutel und Snus?
> Sind Nikotinbeutel („Nicotine Pouches“) schädlicher als Zigaretten?
Was unterscheidet Nikotinbeutel, Kautabakbeutel und Snus?
Nikotin- bzw. Tabakbeutel sind kleine Beutelchen, die Tabak oder sogenannte Nikotinsalze mit Trägerstoffen enthalten und unter die Lippe gelegt werden. Das Nikotin wird über die Mundschleimhäute und teilweise über die Magenschleimhaut aufgenommen. In aktuellen Diskussionen wird gerne der Begriff „Snus“ für diese Konsumform genutzt, allerdings unterscheiden sich die drei Beutelarten. Bei Snus handelt es sich um feinen Tabak in einem Beutel und ist in Schweden eine verbreitete Konsumart von Tabak. In den restlichen Ländern der EU ist der Verkauf jedoch verboten. Um das Gesetz zu umgehen sind in Deutschland Kautabakbeutel (engl. „Chewing Bags“) auf dem Markt. Da Kautabak in Deutschland legal ist, können diese vertrieben werden. Dabei handelt es sich um gröberen Tabak, der zuerst gekaut wird bevor man diesen dann unter die Lippe legt und ähnlich nutzt wie Snus. Nikotinbeutel beinhalten gar kein Tabak, sondern Nikotinsalze mit verschiedenen Trägerstoffen. Deswegen fielen sie nicht unter das Tabakerzeugnisgesetz und konnten eine Zeit legal verkauft werden. Im Oktober 2022 wurde jedoch beschlossen, dass die Nikotinbeutel als neuartiges Lebensmittel nach lebensmittelrechtlichen Vorschriften behandelt werden soll und musste somit vom Markt genommen werden.
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Sind Nikotinbeutel („Nicotine Pouches“) schädlicher als Zigaretten?
Eine wichtige Frage beim Vergleich von Nikotinbeuteln und Zigaretten ist, wie viel Nikotin der Körper aufnimmt. Eine Zigarette beinhaltet 13 mg Nikotin von dem in etwa 1-2 mg im Körper ankommt. Snus, Nikotinbeutel und Kautabakbeutel können bis zu 50 mg Nikotin beinhalten. Allerdings haben verschiedene Studien gezeigt, dass es extreme Unterschiede in der Nikotinkonzentration im Blut je nach Marke gibt. Dabei haben manchmal Beutel mit einer geringeren Nikotinkonzentration eine höhere Konzentration im Blut zur Folge, als stärker konzentrierte Beutel. Daher ist es schwierig eine einheitliche Regel abzuleiten, wie viel Nikotin eigentlich im Blut ankommt. Es wird davon ausgegangen, dass andere Inhaltsstoffe die Aufnahme von Nikotin beeinflussen. Im Vergleich zu Zigaretten ist der Konsum von Nikotin- bzw. Tabakbeuteln als weniger schädlich anzusehen. Die gesundheitlichen Schäden der Zigarette entsteht nämlich maßgeblich aus der Verbrennung. In einer früheren Podcastfolge zu Tabak wird das Schadenspotenzial der Zigarette genauer erläutert.
Nikotinbeutel als Challenge – Pouches bei Jugendlichen
Während der Konsum von erwachsenen Raucher:innen, die durch Nikotin- oder Tabakbeutel auf die Verbrennungszigarette verzichten wollen im Rahmen des „Harm Minimisation“ Konzepts zu fördern ist, ist der Konsum von Jugendlichen anders zu bewerten. Vor allem Nikotinbeutel sind jedoch bei Jugendlichen als neuartige Konsumform in den letzten Jahren ein Thema geworden. Dabei werden diese teilweise nicht einfach „normal“ konsumiert, sondern es kommt zu „Challanges“, bei denen Jugendliche versuchen, so viele Beutel wie möglich im Mund zu halten. Dies kann zu einer Überlastung des Körpers, zu Magen-Darm-Beschwerden oder Kreislaufzusammenbruch führen.
Außerdem zeigen mehrere Studien, dass der frühzeitige Konsum von Nikotin dazu führen kann, dass man allgemein eine höhere Belohnungserwartung und Belohnungsdenken auf andere psychoaktiven Substanzen hat. Das erhöht die Möglichkeit von anderen Substanzen ein abhängiges Konsummuster zu entwickeln.
Durch die unbekannte Konsumform entsteht viel Unsicherheit im Umgang mit konsumierenden Jugendlichen. Hier gilt es sich selbst als Fachkraft zu informieren und Jugendliche aufzuklären, aber auch klare Regeln für die Einrichtung festzusetzen, an denen Jugendliche sich orientieren können. Es kann dabei helfen, sich an den schon vorhandenen Regeln zum Rauchen von Verbrennungszigaretten zu orientieren.
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Quellen:
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Gesundheitliche Bewertung von Nikotinbeuteln (Nikotinpouches) (bund.de)
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