Passend zur aktuellen Fußball-EM in Deutschland werfen wir in dieser Folge einen Blick auf ein Thema, das zumindest in den letzten Jahren etwas wissenschaftliche Aufmerksamkeit bekommen hat: der Drogenkonsum unter Fußballfans. Ihr könnt den Podcast unter diesem Link wie immer auf eurer Lieblings-App hören – vielleicht nehmt ihr euch ja fix Zeit dem Podcast auf eurer Lieblings-App zu folgen und um eine Bewertung da zu lassen :).
Fußball-Droge Nummer 1: Alkohol!
Der Konsum von Alkohol ist tief in der Fußballkultur verwurzelt. In Deutschland hat jedes Fußballteam in der professionellen Liga einen Biersponsor, und der Konsum im Stadion ist enorm. Diese enge Verbindung von Alkohol und Fußball normalisiert den Konsum und das auch außerhalb des Profisports. Auch in der Amateurliga wird in Fußballvereinen häufig viel Alkohol konsumiert und Minderjährige Vereinsmitglieder lernen früh, dass Alkohol einfach mit dazugehört.
Eine überstarke Alkohollobby sorgt dafür, dass in Deutschland Pläne das Sponsoring einzuschränken, immer wieder scheitern. Mit dem Ergebnis, dass wir im europäischen Vergleich mit sehr schwachen regulierenden Gesetzten aufwarten.
Kokain, Cannabis, Methamphetamin & Co. – psychoaktive Substanzen im Stadion
Wie verteilt sich der Konsum unter Fußball-Fans. Noch gibt es nicht so viele Studien zu dem Thema, in Deutschland aktuell auch nur eine. Hier seht ihr eine Übersicht wie Fans in den letzten 30 Tagen konsumiert haben. Auffällig ist, dass der Konsum im Vergleich zur Gesamtbevölkerung erhöht ist.
Substanz | % |
Alkohol | 89,1 |
Nikotin | 53,1 |
Cannabis | 29,9 |
Kokain | 12,8 |
Amphetamin | 10,3 |
Ecstasy | 5,9 |
Ketamin | 1,4 |
Steroide | 1,4 |
Methamphetamin | 1,1 |
Der Konsum von illegalisierten Substanzen im Fußballfankontext ist ein offenes Geheimnis. Nicht nur Spruchbanner beziehen sich teilweise auf den Substanzkonsum, auch in Frankfurt habe ich schon Sticker entdeckt, die sich explizit mit dem Konsum beschäftigen.
Gewalt und Drogen im Fußball
Der Zusammenhang zwischen Substanzkonsum und Gewalt ist komplex. Forschungen aus Großbritannien und Deutschland zeigen, dass Alkohol- und Drogenkonsum durchaus zu einem erhöhten Aggressionsverhalten im Stadion führen kann. Der Konsum wird allerdings auch teilweise gezielt genutzt für „Doping“ während körperlichen Auseinandersetzungen im Fußballfankontext. Die Gewalt unter Fußballfans ist in der Regel der Auslöser für Forschung zum Thema Substanzkonsum und Fußball. Andere Länder haben dadurch auch schon Maßnahmen abgeleitet wie Alkoholverbot in den Stadien um unter anderem die Gewalt und Aggression bei Fußballspielen zu reduzieren.
Fazit
Der Umgang mit psychoaktiven Substanzen (unabhängig ob legal oder illegalisiert!) im Fußballfankontext Bedarf mehr Aufmerksamkeit. Es werden immer wieder Zusammenhänge mit erhöhtem Konsum und Gewalt in den Studien herausgestellt. Daraus lässt sich ableiten, dass es durchaus Sinn macht Themen wie Harm Minimisation, Safer Use und Unterstützung bei Ausstiegswünschen im Rahmen der Vereinsarbeit zu implementieren. Allerdings ist es zu kurz gedacht, wenn man Ausschreitungen nur auf den Konsum reduziert. Das Thema ist komplex und in diesem Blog-Artikel nur angerissen. Deutlich ausführlicher ist das Thema in der Podcast-Folge ausgearbeitet.
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Quellen:
Substanzkonsum_in_Fanszenen_Deimel_20230815_1.pdf (katho-nrw.de)
SubFan_ISFFFrankfurt_20211124.pdf
Gewalt, Delinquenz und Substanzkonsum von deutschen Fußballfans: Ergebnisse einer quantitativen Erhebung: *2365-1083-2019-1-61.pdf (archive.org)
pil_zuschauerverhalten.pdf (uni-hannover.de)
Darum ist Straight Edge bei Neonazis so beliebt (vice.com)
Alkoholsponsoring im Fußball (alkoholpolitik.de)
die story: Fußball und Bier: Wo Geld und Alkohol fließen (ardmediathek.de)
Zahlen & Fakten zur VELTINS-Arena – VELTINS-Arena
Brettschneider-Studie: Vereinssport hält Jugend nicht vom Alkohol ab – DER SPIEGEL
Die Koordinationsstelle Fanprojekte: Fanprojekte (kos-fanprojekte.de)