Home » Psychoaktives Magazin » Sucht und Komorbidität » ADHS und Sucht: Warum tritt das so häufig gemeinsam auf?

Das Wichtigste in Kürze

✓ ADHS ist eine angeborene Störung der Emotions- und Spannungsregulation, die sich im Erwachsenenalter oft durch innere Unruhe, Impulsivität und Desorganisation äußert.

✓ Menschen mit ADHS haben häufig Schwierigkeiten, Belohnungen aufzuschieben. Dies stellt ein zentraler Risikofaktor für die Entwicklung einer Abhängigkeit dar.

✓ Viele nutzen Substanzen wie Cannabis, Alkohol oder Amphetamine zur Selbstmedikation. Dies kann im ersten Moment entlasten, allerdings auch eine Suchtentwicklung begünstigen..

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Inhalt


Was genau ist ADHS?

ADHS ist eine angeborene Störung der Spannungs- und Emotionsregulation. Während bei Kindern oft motorische Unruhe (Hyperaktivität), Impulsivität und Konzentrationsprobleme im Vordergrund stehen, verändert sich das Bild im Erwachsenenalter: Die äußere Unruhe wird häufig zur inneren Getriebenheit, Impulsivität zeigt sich z. B. in Ungeduld, Entscheidungshektik oder affektiven Schwankungen.

Zur Diagnose von ADHS im Erwachsenenalter zählen nicht nur klassische Aufmerksamkeitsprobleme, sondern auch weitere Kriterien wie Affektlabilität, emotionale Überreagibilität oder disorganisiertes Verhalten. Diagnostiziert wird ADHS nur dann, wenn die Symptome bereits in der Kindheit bestanden – etwa durch Grundschulzeugnisse belegbar – und nicht durch andere Störungen erklärbar sind.


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Warum spielt Dopamin bei ADHS und Sucht so eine große Rolle?

Neurobiologisch geht man davon aus, dass bei ADHS ein sogenannter Dopaminwirkungsmangel vorliegt: Dopamin wird zwar ausgeschüttet, aber zu schnell wieder abtransportiert, bevor es an den Rezeptoren seine Wirkung entfalten kann. Diese gestörte Belohnungsverarbeitung erschwert es, Belohnungen aufzuschieben oder Impulse zu kontrollieren – beides zentrale Mechanismen in der Suchtentwicklung.

Menschen mit ADHS fällt es also schwerer, auf kurzfristige Bedürfnisbefriedigung zu verzichten. Die Kombination aus impulsiver Bedürfnisbefriedigung und positiver Verstärkung durch Substanzen erhöht das Risiko, wiederholt zu konsumieren und langfristig eine Abhängigkeit zu entwickeln.


Welche Rolle spielt fehlgeleitete Selbstmedikation bei ADHS und Sucht?

Viele Menschen mit ADHS nutzen Substanzen, um belastende Symptome zu regulieren – etwa Cannabis zur Beruhigung, Alkohol zur Lösung sozialer Hemmungen oder Stimulanzien zur Fokussierung. Besonders bei Kokain und Amphetamin zeigt sich eine sogenannte paradoxe Wirkung: Statt einer Rauschwirkung erleben Betroffene mit ADHS oft innere Ruhe und Klarheit, weil die Substanzen ihre überaktiven Dopamintransporter blockieren.

Problematisch wird es, wenn der Konsum nicht bewusst gesteuert, sondern zur Alltagsbewältigung automatisiert wird. Dann wird aus gezielter Symptombehandlung schnell eine Konsumroutine mit Suchtpotenzial.


Können Medikamente bei ADHS helfen – auch bei bestehender Suchterkrankung?

Ja, unter bestimmten Voraussetzungen. Methylphenidat (z. B. Ritalin Adult) oder Lisdexamfetamin (z. B. Elvanse) gehören zu den etablierten Medikamenten in der ADHS-Behandlung. Sie wirken zwar ebenfalls über das dopaminerge System, sind aber retardiert – das heißt: Sie entfalten ihre Wirkung langsam, kontinuierlich und ohne Rauscherlebnis. Studien zeigen: Bei bestimmungsgemäßer Einnahme ist das Abhängigkeitspotenzial gering.

Entscheidend ist eine engmaschige ärztliche Begleitung – idealerweise durch Fachpersonen mit Erfahrung in der Suchtmedizin.


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