Vor fünf Jahren startete mein eigener Weg der Achtsamkeit mit einem MBSR-Kurs (“Mindfullness Based Stress Reduction”). Es war ein holpriger Start und ich konnte mit dem Konzept der Achtsamkeit erst einmal nicht viel anfangen. Dies änderte sich jedoch ein Jahr später und inzwischen habe ich letztes Jahr sogar meinen Bildungsurlaub dafür genutzt einen Kurs zur Achtsamkeitstrainerin zu absolvieren. Auch wenn ich einen Moment gebraucht habe, den Wert einer Achtsamkeitspraxis zu erkennen, habe ich auf meinem eigenem Weg gemerkt wie wertvoll Achtsamkeit für die suchttherapeutische Praxis ist. Ich freue mich echt nun eine ausführliche Folge zum Thema Achtsamkeit in der Suchttherapie zu präsentieren. Ihr findet meinen Podcast auf allen gängigen Podcast-Plattformen, folgt hierfür einfach diesem Link.
Was ist Achtsamkeit?
Wenn man sich mit dem Thema Achtsamkeit beschäftigt, kommt man an einem Mann nicht vorbei. Jon Kabat-Zinn, inzwischen berenteter Professor der University of Massacusetts und Gründer der “Stress Reduction Clinic” und dem “Center of Mindfullness in Medicine, Health Care and Society”, war maßgeblich daran beteiligt das Konzept der Achtsamkeit in die westliche Welt zu integrieren. Ursprünglich stammt die Idee der Achtsamkeit nämlich aus dem Zen Buddhismus und im Gegensatz zur jungen Achtsamkeitsforschung der westlichen Welt, ist das Erfahrungswissens des Zen Buddhismus viele Jahrhunderte alt.
In seinem Buch “Gesund durch Meditation*” beschreibt Jon Kabat-Zinn Achtsamkeit als eine bestimmte Art der Aufmerksamkeit und außerdem das Bewusstsein, dass durch diese Art von Aufmerksamkeit entsteht. Achtsamkeit bedeutet das Hier und Jetzt bewusst wahrzunehmen und Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen wertfrei wahrzunehmen. Klingt irgendwie einfach und kompliziert zugleich? Das kann ich gut nachvollziehen. Achtsamkeit in den Alltag zu integrieren bedarf etwas Übung. Allerdings kann diese auch schon klein Anfangen, ab und zu ein bewusster Atemzug oder ein achtsamer Bissen beim Essen. Das wichtigste ist, dass man startet!
Wie kann Achtsamkeit bei Sucht und Konsumkontrolle unterstützen?
Wir alle haben in der Regel eine Tendenz Stress und andere unangenehme Gefühle zu vermeiden. Um das zu erreichen arbeiten wir viel, sind die ganze Zeit unterwegs oder konsumieren psychoaktive Substanzen wie Alkohol, Cannabis oder Kokain. Das Achtsamkeitstraining kann uns dabei unterstützen unseren Gefühlen nicht weiter auszuweichen und somit ungünstige Coping Strategien wie dem Substanzkonsum überflüssig zu machen.
Achtsamkeit kann außerdem eine wichtige Unterstützung sein um aus dem Konsum-Autopilot auszusteigen. Kennt ihr das vielleicht auch, dass der Konsum wie automatisch läuft? Man kommt nach Hause und öffnet wie automatisch die Tür des Kühlschranks und schenkt sich ein Glas Wein ein. Man trinkt ein Bier nach dem anderen ohne zu überlegen, ob man überhaupt noch Eines möchte. Man hat sich für eine Abstinenz entschieden und der Autopilot bahnt einen erneuten Konsum an indem man sich ganz unbewusst z.B. wieder mit alten Konsum-Freunden trifft von denen man bewusst Abstand genommen hat. Konsum kann schnell einen Automatismus entwickeln, der jedoch durch Achtsamkeit gebremst und im besten Fall gestoppt werden kann.
Achtsamkeitsbasierte Rückfallprophylaxe
Zu der Frage, wie Achtsamkeit am Besten in die Suchttherapie einfließen kann, gibt es inzwischen schon einige Konzepte. Eines davon ist die Achtsamkeitsbasierte Rückfallprophylaxe. Diese basiert auf dem MBSR-Programm und wurde mit Inhalten der Kognitiven Verhaltenstherapie erweitert. In insgesamt acht Gruppensitzungen werden hier auf Themen wie eben den Autopilot, das bewusste Reagieren, Umgang mit Gedanken, Selbstfürsorge etc. eingegangen. Eine genaue Anleitung des Vorgehens findet man in dem Buch “Achtsamkeitsbasierte Rückfallprävention bei Substanzabhängigkeit*”. Auch wenn ich selbst in meiner Berufspraxis in der Drogenberatung immer mal wieder Elemente der Achtsamkeit einfließen hab lassen, brennt es mir ehrlich gesagt unter den Nägeln ein MBRP-Programm anzuleiten. Bis dem soweit ist, feile ich jedoch noch ein wenig an meiner eigenen Achtsamkeitspraxis, denn diese ist, wie es auch in dem Buch betont wird, eine absolute Voraussetzung so ein Programm anzubieten.
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Quellen zur Podcast-Folge:
Cory Muscara: Stop Missing your Life*
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Du klingst gestresst. 🤭
Huch wieso das denn? 😀 Ist auf jeden Fall nicht so 🙂