Das Wichtigste in Kürze
✓ Mephedron bezeichnet tatsächlich 4-MMC, ist jedoch auch ein Überbegriff für Methcathinon-Derivate wie 3-MMC, 4-MEC und 2-MMC.
✓ Mephedron löst ein starkes Verlangen nach dem Konsum aus. Dieses Craving entsteht bei Mephedron durch den schnellen Wirkungsabfall nach dem Rausch.
✓ Mephedron wurde einst als Badesalz oder Pflanzendünger verkauft.
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Inhalt
> Welche Wirkung hat Mephedron?
> Warum ist das Craving von Mephedron so stark?
> Risiken und Nebenwirkungen von Mephedron
Was ist Mephedron?
Mephedron (4-MMC) ist ein Cathinon und wurde erstmals 1929 synthetisiert, aber erst 2003 von einem Untergrundchemiker namens „Kinetic“ wiederentdeckt und online verbreitet. Zwischen 2007 und 2010 erlangte es als vermeintlich legale Alternative zu MDMA (Ecstasy) große Popularität. In Deutschland wurde Mephedron als „Badesalz“ oder „Pflanzendünger“ auf dem Graumarkt verkauft, bis es 2010 unter das Betäubungsmittelgesetz fiel und damit der Handel seine Attraktivität verlor.
Mephedron bezeichnet tatsächlich 4-MMC, ist jedoch auch ein Überbegriff für Methcathinon-Derivate wie 3-MMC, 4-MEC und 2-MMC. Aktuell scheint sich vor allem 2-MMC immer mehr in der Partyszene zu verbreiten. Doch gerade über 2-MMC ist wissenschaftlich kaum etwas bekannt.
Welche Wirkung hat Mephedron?
Mephedron wirkt indem es die Botenstoffe Dopamin, Serotonin und Noradrenalin freisetzt und deren Wiederaufnahme blockiert. Konsumierende berichten dabei von einer starken Euphorie, einer gesteigerten Energie, erhöhte Gesprächigkeit und ein angenehmes Gefühl von Geselligkeit. Außerdem auch ein erhöhtes sexuelles Verlangen.
Die Wirkung setzt beim Schnupfen nach wenigen Minuten ein und erreicht nach etwa 30 Minuten ihren Höhepunkt, bevor sie schnell wieder abklingt. Bei oraler Einnahme dauert es etwas länger (15-45 Minuten), bevor die Effekte einsetzen. Der Rausch hält nicht sehr lange und die Wirkung lässt dann auch rasant nach. Viele Konsumierende erleben durch diesen abrupten Wechsel von Rausch zur Nüchternheit einen markanten Nachlegedruck.
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Warum ist das Craving von Mephedron so stark?
Dieser Nachlegedruck nennt man „Craving“. Untersuchungen zeigen, dass Mephedron den Dopaminspiegel um 500 % und den Serotoninspiegel um 950 % ansteigen lässt. Während Serotonin bereits nach 20 Minuten seinen Höchstwert erreicht, benötigt Dopamin etwa 40 Minuten. Danach fallen beide Spiegel rapide ab – was ein starkes Verlangen nach erneutem Konsum auslöst. Dieser abrupte Wechsel zwischen intensivem Hochgefühl und schnellem Abfall sorgt für ein hohes Abhängigkeitspotenzial.
Risiken und Nebenwirkungen von Mephedron
Mephedron birgt erhebliche gesundheitliche Risiken. Akute Nebenwirkungen umfassen Herzrasen, erhöhter Blutdruck, starkes Schwitzen, Zittern, Angstzustände, Paranoia, Schlafstörungen, depressive Verstimmung und beim Schnupfen wird von einer Reizung der Nasenschleimhäute berichtet.
Langfristig kann der Konsum zu dauerhaften Veränderungen im Dopamin- und Serotoninsystem führen, was mit Depressionen, Angststörungen und emotionaler Abstumpfung in Verbindung gebracht wird. Zudem gibt es Hinweise auf DNA-Schäden sowie neurotoxische Effekte im Frontalhirn, die Konzentrationsprobleme, Impulskontrollstörungen und Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung verursachen könnten.
Was ist der Unterschied zwischen MDMA (Ecstasy) und Mephedron?
Obwohl Mephedron und MDMA oft verglichen werden, gibt es wesentliche Unterschiede. MDMA wirkt fast ausschließlich über das Serotoninsystem und fördert emotionale Offenheit und Empathie. Mephedron hingegen setzt neben Serotonin auch große Mengen an Dopamin frei, was zu einer hektischeren, treibenderen Wirkung führt. Während MDMA langsam abklingt, endet die Wirkung von Mephedron abrupt – was das Craving verstärkt und ein höheres Abhängigkeitspotenzial nach sich zieht. .
Mischkonsum bei Mephedron
Besonders riskant ist die Kombination von Mephedron mit anderen Substanzen:
- Alkohol: Verstärkt das Craving und überdeckt die dämpfende Wirkung des Alkohols, wodurch das Risiko für Alkoholvergiftungen steigt.
- Stimulanzien (z. B. Kokain, MDMA): Erhöhen die Herzfrequenz und Blutdruck stark, was zu lebensbedrohlichen Herz-Kreislauf-Problemen führen kann.
- Dissoziativa (z. B. Ketamin, DXM): Erhöhen das Risiko für Verwirrung, Psychosen und Kreislaufzusammenbrüche.
- Antidepressiva (SSRIs): Gefahr eines Serotoninsyndroms, das zu Krampfanfällen, Kreislaufkollaps und Bewusstlosigkeit führen kann.
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Quellen für Podcastfolge & Blogartikel:
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