Ein Medikament, dass die Aufrechterhaltung der Abstinenz erleichtert oder hilft weniger zu trinken – das ist eine schöne Vorstellung. Ansätze um genau dies mit Medikamenten zu erzielen, gibt es beim Vorliegen einer Alkoholabhängigkeit und genau das wollen wir uns genauer anschauen. Ausführliche Informationen findet ihr in der Podcastfolge. Unter diesem Link könnt ihr sie auf eurem Lieblingsplayer anhören. Hauptquelle für diese Folge war das Buch “Medikamentöse Suchtbehandlung”* von Manthey, Hauschild-Hersch, Eich und Paulzen.

Weniger Craving mit Acamprosat

Acamprosat, vermarktet unter dem Namen Campral, ist in Deutschland als Anti-Craving-Medikament für die Behandlung von Alkoholabhängigkeit zugelassen und in den S3-Leitlinien aufgeführt. Diese Medikation zielt darauf ab, das starke Verlangen nach Alkohol zu verringern und dadurch die Abstinenz zu stabilisieren. Die Wirkung von Acamprosat ist hauptsächlich am NMDA-Rezeptor-Komplex zu vermuten, wo es die erregende Wirkung von Glutamat verringert, einem Schlüsselneurotransmitter, der mit Craving in Verbindung gebracht wird. Trotz jahrzehntelanger Präsenz auf dem Markt ist der genaue Wirkmechanismus von Acamprosat noch nicht vollständig geklärt, jedoch wird angenommen, dass das enthaltene Kalziumatom eine zentrale Rolle spielt. Acamprosat wird generell gut vertragen, mit Durchfall als häufigster Nebenwirkung, die normalerweise nach einigen Tagen abklingt. Das Medikament sollte jedoch nicht bei Nierenschäden oder schwerer Leberinsuffizienz eingesetzt werden und ist Teil eines umfassenden therapeutischen Gesamtkonzepts, das auch psychosoziale Beratung umfasst.

Aufrechterhaltung der Abstinenz mit Disulfiram

Disulfiram, auch bekannt unter dem Handelsnamen Antabus, wirkt ganz anders als Acamprosat. Es wurde ursprünglich in den 1950ern für die medizinische Nutzung in Deutschland zugelassen und entfaltet seine Wirkung durch das Auslösen von extrem unangenehmen Reaktionen beim Alkoholkonsum. Disulfiram verursacht eine Art Alkoholunverträglichkeit, die Symptome wie Schwitzen, Hitzewallungen, verschwommenes Sehen, Brustschmerzen, Schwindel und sogar schwerwiegendere Reaktionen wie Atemdepression und Herzrhythmusstörungen auslösen kann. Die Idee hinter Disulfiram ist es, durch die Angst vor den negativen Konsequenzen des Alkoholkonsums die Abstinenz zu fördern. Inzwischen ist Disulfiram nicht mehr in Deutschland zugelassen und kann nur noch über Online-Apotheken bezogen werden. Die Kosten hierfür trägt der Patient selbst.

Trinkmengenreduktion mit Naltrexon und Nalmefen

Naltrexon, ein Opioidrezeptor-Antagonist, wurde 2010 zur Unterstützung der Abstinenz und zur Reduzierung des Alkoholkonsums zugelassen. Da Naltrexon aber vor allem die belohnende Wirkung von Alkohol reduziert, eignet es sich besonders, um die Menge des konsumierten Alkohols zu reduzieren und schwere Rückfälle zu verhindern. Das Medikament wird normalerweise täglich eingenommen, kann aber auch situativ vor Trinksituationen verwendet werden. Eine Kombinationstherapie aus Naltrexon und Acamprosat könnte nach einigen Studien wirksamer sein, um Rückfälle zu verhindern. Nalmefen, ein verwandtes Medikament, wird nur bedarfsweise eingenommen und zielt ebenfalls darauf ab, die Trinkmenge zu reduzieren.

Während Disulfiram in Deutschland nicht mehr zugelassen ist, ist die Wirksamkeit von Naltrexon, Acamprosat und Nalmefen überschaubar. Es konnten immer nur kleine Effekte gegenüber der Placebogruppe festgestellt werden.



Quellen zur Podcast-Folge

Medikamentöse Suchtbehandlung* von Manthey, Hauschild-Hersch, Eich und Paulzen.

Does Acamprosate Really Produce its Anti-Relapse Effects via Calcium? No Support from the PREDICT Study in Human Alcoholics (nature.com)

076-001l_S3-Screening-Diagnose-Behandlung-alkoholbezogene-Stoerungen_2021-02.pdf (awmf.org)

Pharmakotherapie der Alkoholentwöhnung: Update und neue Entwicklungen – PMC (nih.gov)

Naltrexone for alcohol experiences : r/naltrexone (reddit.com)

Psychotherapie bei Alkoholabhängigkeit — wirksam ja, aber nicht bei jedem | DNP – Die Neurologie & Psychiatrie (springer.com)

Alkoholabhängigkeit – Suchtmedizinische Reihe Band 1 (dhs.de)

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