Das Wichtigste in Kürze
✓ Lachgas (Distickstoffmonoxid) hat durchaus medizinischen Nutzen z.B. beim Zahnarzt oder bei Geburten
✓ Lachgas hat eine kurze und intensive Wirkung. Charakteristisch sind Euphorie, veränderte Wahrnehmung, aber auch dissoziative Zustände.
✓ Regelmäßiger Konsum von Lachgas sorgt für einen Vitamin B12 Mangel. Das kann zu Nervenschäden führen.
✓ Du hörst lieber Podcasts? Dann findest du die Podcast-Folge zu Lachgas unter diesem Link.
Inhalt
> Was ist Lachgas und ist es legal?
> Wie wirkt Lachgas im Gehirn?
Was ist Lachgas und ist es legal?
Die offizielle Bezeichnung von Lachgas ist Distickstoffmonoxid. Vielleicht habt ihr den Begriff schon mal beim Zahnarzt gehört. Denn dort wird Lachgas zur Behandlung von Schmerzpatienten genutzt. Distickstoffmonoxid wird tatsächlich schon seit über 200 Jahren in der Medizin eingesetzt.
Aber auch in Sahnekapseln befindet sich Distickstoffmonoxid. Für viele Händler ist genau dieser Fakt ein Work-Around um Lachgas für Rauschzwecke zu verkaufen.
In den letzten Jahren hat Lachgas vor allem als „Sommer-Trend“ bei Jugendlichen Schlagzeilen gemacht. Über Online-Shops, aber auch in etlichen Kiosks werden Lachgasflaschen für den Freizeitkonsum verkauft. Das ist eigentlich nicht erlaubt. Lachgas fällt zwar weder unter das BtmG, noch das NpSG, allerdings unter das Arzneimittelgesetz. Dieses untersagt den Verkauf für den Freizeitrausch.
Aktuell wird ein Verbot von Distickstoffmonoxid diskutiert. Wenn dem nachgegangen wird, ist wieder eine Chance für eine sinnvolle Regulierung ignoriert worden.
Die Geschichte von Lachgas
Die Nutzung von Lachgas weist tatsächlich eine lange Geschichte auf. Lachgas wurde 1772 von dem Chemiker Joseph Priestley entdeckt und bereits 1799 für medizinische Experimente genutzt. Der Physiker Thomas Beddoes untersuchte das Gas als potenzielles Heilmittel für Tuberkulose. Sein Assistent Humphry Davy testete Lachgas an sich selbst und beschrieb daraufhin die euphorische und schmerzlindernde Wirkung. Er war es auch, der Lachgas den Namen gab, da ihm auffiel, dass Konsumierende oft lachten.
Schon im 19. Jahrhundert fand Lachgas seinen Weg in die Freizeitkultur: Es wurden „Lachgaspartys“ veranstaltet, bei denen das Gas konsumiert wurde. Medizinisch gewann Lachgas im Jahr 1863 an Bedeutung, als es in der Zahnmedizin bei Angstpatient:innen eingesetzt wurde. Bis heute wird es in einigen Ländern für leichte Narkosen verwendet.
Was bewirkt Lachgas?
Der Rausch, den Lachgas auslöst, ist kurz, aber intensiv – er hält nur wenige Sekunden bis Minuten an. Konsumierende berichten von:
- Euphorie: Ein Gefühl extremer Glückseligkeit, häufig (und vor allem am Anfang) begleitet von Lachanfällen.
- Veränderte Wahrnehmung: Geräusche erscheinen intensiver, das Sehen wird unscharf.
- Körperempfindungen: Ein angenehmes Kribbeln oder Wärmegefühl.
- Bewusstseinsveränderungen: Manche erleben dissoziative Effekte oder ein Gefühl des „Außer-sich-Seins.“
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Wie wirkt Lachgas im Gehirn?
Wie Lachgas tatsächlich wirkt, ist nicht vollständig geklärt. Ein sehr verbreitetes Gerücht ist, dass die Wirkung von Lachgas durch Sauerstoffentzug im Gehirn entsteht. Unter den Bedingungen hätte Lachgas wohl kaum Einzug in die Medizin gefunden, in denen Menschen während der Zahnarztbehandlung teils lange Zeit mit Distickstoffmonoxid behandelt werden.
Lachgas wirkt hauptsächlich als NMDA-Rezeptor-Antagonist. NMDA-Rezeptoren gehören zur Gruppe der Glutamat-Rezeptoren, die für die Weiterleitung elektrischer Signale zwischen den Nervenzellen verantwortlich sind. Indem Lachgas diese Rezeptoren blockiert, unterbricht es die Kommunikation zwischen den Neuronen. Das Ergebnis ist eine Kombination aus anästhetischen, halluzinogenen und euphorischen Effekten.
Ähnliche Substanzen wie Ketamin oder DXM wirken ebenfalls über NMDA-Rezeptoren. Diese Blockade führt dazu, dass die Reizübertragung im Gehirn heruntergefahren wird, was:
- Schmerzunempfindlichkeit (analgetische Wirkung),
- bewusstseinsverändernde Zustände (z. B. Halluzinationen),
- und Rauschzustände (Euphorie) hervorruft.
Risiken und Nebenwirkungen von Lachgas
Obwohl Lachgas als vergleichsweise sicher gilt, birgt es Risiken:
- Akut: Schwindel, Druckgefühl im Ohr und kurz nach dem Konsum kann es zu depressiven Verstimmungen kommen. Bei Lachgas aus Online Shops handelt es sich um reines Lachgas. Das Distickstoffmonoxid in der Medizin hat eine Sauerstoffbeimischung. Dementsprechend ist es wichtig, genügend Sauerstoff beim Konsum beizumischen (zwischendurch atmen). Sonst kann es zu Bewusstlosigkeit aufgrund von Sauerstoffmangel und zu Hirn- und Organschäden kommen.
- Langfristig: Regelmäßiger Konsum kann den Vitamin-B12-Haushalt stören, was neurologische Schäden wie Taubheitsgefühle oder Bewegungsprobleme zur Folge haben kann. Vitamin B12 bei regelmäßigen Konsum zu supplementieren ist dementsprechend dringend angeraten. Aufgrund der Belastung im Ohr kann es zu Schädigung, bis hin zu Gehörverlust kommen.
- Psychische Abhängigkeit: Durch den kurzen und intensiven Rausch besteht die Gefahr von Craving, also einem starken Verlangen nach erneutem Konsum.
Safer Use – was gilt es bei Lachgas-Konsum zu beachten
Um Risiken zu minimieren, sollten Konsumierende folgende Hinweise beachten:
- Kein direkter Konsum aus Gaskapseln: Das kalte Gas kann Erfrierungen z.B. am Mund verursachen.
- Sauerstoffzufuhr sicherstellen: Zwischen den Inhalationen tief Luft holen, um Sauerstoffmangel zu vermeiden.
- Hinsetzen: Die meisten Unfälle bei Lachgaskonsum entstehen durch Stürze, da es einem kurz nach dem Konsum schwindelig werden kann. Also – konsumiere im Sitzen!
- Keine Masken verwenden: Diese erhöhen die Gefahr von Sauerstoffunterversorgung.
- Achtung bei Mischkonsum: Lachgas in Kombination mit Alkohol oder anderen Sedativa kann die sedierende Wirkung gefährlich verstärken.
- Feuerquellen entfernen: Distickstoffmonoxid ist brennbar!
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