Die Anonymen Alkoholiker (AA) sind weltweit eine der bekanntesten Selbsthilfegruppen für Menschen mit Alkoholproblemen, aber auch anderen Abhängigkeitserkrankung. Doch wie relevant ist das Konzept heute noch, und was macht AA so besonders? In dieser Podcast-Folge spreche ich mit Mia Gatow, Teilnehmerin an AA Meetings und Autorin des Buches Rausch und Klarheit. Sie gibt uns spannende Einblicke in die einzigartige Dynamik der Gruppe. Du kannst die Podcast-Folge einfach auf deinen Lieblings-Player unter diesem Link hören. Falls du noch etwas nachlesen möchtest, kannst du hier das Transkript aufrufen.


Das Wichtigste in Kürze

✓ Die Anonymen Alkoholiker begegnen ihren Mitgliedern mit Wertschätzung. Die 12-Schritte sind dabei nicht verpflichtend, sondern ein Angebot

✓ Bei den AA besteht kein Zwang, auch nicht für den berühmten Satz “Hallo ich bin …., und ich bin Alkoholiker:in”

✓ Die Anonynem Alkoholiker haben seit 80 Jahren keine Veränderungen an den Inhalten der 12-Schritte und ihrem Handbuch (Blaues Buch) vorgenommen.


Inhalt


Was erwartet mich bei den AA?

Bei den AA steht die Gemeinschaft im Mittelpunkt und das Konzept basiert auf bedingungsloser Akzeptanz: Jeder Teilnehmende wird willkommen geheißen, ohne Vorurteile oder Voraussetzungen. Die einzige Grundlage für die Teilnahme ist der Wunsch mit dem Alkoholkonsum aufzuhören. Die Gruppenmitglieder können ihren echten Namen angeben, müssen es jedoch nicht, wodurch eine Umgebung entsteht. Damit sollen Rahmenbedingungen geschaffen werden, in denen man sich wohl fühlt sein Anliegen anzugehen. Besonders ist, dass wenn man in einem Meeting etwas teilt, darauf nicht eingegangen, sondern “nur” aufmerksam zugehört wird. Auch das hat für mich sehr viel mit Akzeptanz und Wertschätzung zu tun. Außerhalb des offiziellen Meetingprocederes wird sich natürlich trotzdem ganz normal ausgetauscht.


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Bei den Anonymen Alkoholikern steht die Gemeinsamkeit im Vordergrund. Die Teilnehmenden eint das gemeinsame Ziel: ein Leben ohne Alkohol. Es geht nicht um die Unterschiede, sondern darum, sich gegenseitig zu unterstützen und füreinander da zu sein. Die AA bieten hier ein Netzwerk von Menschen, die nicht nur rund um die Uhr, sondern auch weltweit für Menschen erreichbar sind. So gibt es Meetings fast überall auf der Welt, zumindest in den großen Städten.


Wie läuft ein AA-Meeting ab?

Typischerweise beginnen AA-Meetings mit einer Begrüßung durch die „Chairperson“, die die Präambel der AA verliest. Anschließend hat jeder die Möglichkeit, sich vorzustellen und ein wenig über sich und den eigenen Weg zu sprechen. Viele Teilnehmende beginnen ihre Rede mit dem bekannten Satz: „Hallo, ich bin XY und ich bin Alkoholikerin.“ Dieser Schritt ist allerdings freiwillig. Danach darf jeder wie oben beschrieben etwas teilen, ohne dass es darauf eine Rückmeldung gibt. Begleitet wird das Meeting von Kaffee und Keksen und vor bzw. nach dem offiziellen Ablauf gibt es auch die Möglichkeit sich informell auszutauschen.


Ist das blaue Buch bzw. die 12-Schritte veraltet?

Die Anonymen Alkoholiker haben seit über 80 Jahren keine Veränderungen in ihren 12 Schritten oder im sogenannten Blauen Buch, das Handbuch der AA, vorgenommen. Beide haben einen sehr stark religiösen Einschlag. So heißt es zum Beispiel in den 12-Schritten:

Wir suchten durch Gebet und Besinnung die bewusste Verbindung zu Gott, wie wir ihn verstehen, zu vertiefen. Wir baten ihn nur, uns seinen Willen erkennbar werden zu lassen und uns die Kraft zu geben, ihn auszuführen.

Wenn man überlegt, dass die AAs für ALLE offen sind, auch für Atheisten, stößt das schon sehr befremdlich auf. Doch weder sind die 12-Schritte Pflicht durchzuführen, noch ist der Gott definiert. Mia selbst ist nicht gläubig und beschreibt es im Interview so, dass es einem frei steht, sich aus den Anonymen Alkoholikern das herauszunehmen, was einen weiter bringt.


Warum modernisieren sich die Anonymen Alkoholiker nicht?

Die Anonymen Alkoholiker kommen vielleicht mit einem etwas eingestaubten Image daher und manche Inhalte sind irritierend. Doch gerade die Freiheit und Flexibilität, das zu nutzen, was Betroffene für sich brauchen, ist vielleicht auch Teil ihres langjährigen und internationalen Erfolg. Sie schaffen es Menschen aus unterschiedlichen Umfeldern zusammenzubringen und sich gemeinsam in ihrer Sucht beizustehen. Eine Veränderung bzw. Modernisierung der Inhalte würde dabei das Risiko bergen ein funktionierendes System ins Wanken zu bringen. Sollte jemand nicht mit den Formulierungen einverstanden sein, kann man es so auch immer gut auf die Zeit schieben, in der das Handbuch geschrieben wurde. Genaueres über dieses Thema erfährst du in der dazugehörigen Podcast-Folge unter diesem Link.


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