Der Konsum von Alkohol ist seit Jahrtausenden in vielen Kulturen fest verankert und gehört auch heute noch zum Alltag vieler Menschen. Doch was genau ist Alkohol und wie hat sich der Konsum im Laufe der Geschichte entwickelt? In diesem Artikel gehen wir auf die wichtigsten Fakten rund um Alkohol ein und werfen auch einen Blick auf kontroverse Themen wie Methanol und die Verstrickungen der Alkohollobby mit der Politik. Um jedoch tiefere Einblicke zu gewinnen, empfehle ich die passende Podcastfolge zum Artikel: 62. Ethanol (Alkohol) – Teil 1
Was ist Alkohol?
Wenn wir von Alkohol sprechen, meinen die meisten von uns eigentlich ethanolhaltige Getränke wie Bier, Wein oder Schnaps. Alkohole sind eigentlich eine Stoffgruppe, zu der auch Methanol, Propanol, Butandiol und Ascorbinsäure gehören. In diesem Artikel konzentrieren wir uns jedoch hauptsächlich auf Ethanol, da es der Alkohol ist, der in den uns bekannten ethanolhaltigen Getränken vorkommt.
Ethanol ist eine psychoaktive Substanz und aufgrund seiner weit verbreiteten Verwendung in alkoholischen Getränken die am zweithäufigsten konsumierte psychoaktive Substanz der Welt.
Methanol – der giftige Alkohol
Methanol wurde früher auch als Holzgeist oder Holzalkohol bezeichnet, da es durch eine trockene Destillation von Holz gewonnen wurde. Methanol zählt als sehr giftig. Dies ist aber bei nähere Betrachtung nicht ganz korrekt. Methanol selbst kann auch in geringen Mengen bei der Produktion von Ethanolhaltigen Getränken entstehen. Kleine Mengen werden allerdings über die Lunge und Niere unverändert ausgeschieden. So ist Methanol in ethanolhaltigen Getränken auch nicht komplett verboten sondern es gibt eine offizielle Begrenzung für den Methanolgehalt. Methanol baut sich allerdings in unserem Körper zu Formaldehyd und Ameisensäure ab. Ameisensäure sorgt nachdem man ein paar Stunden keine Symptome zeigt zu einer sogenannten metabolischen Azidose. Das bedeutet, dass es zu eine stoffwechselbedingten Übersäuerung des Blutes kommt. Die hierfür typischen Symptome sind Herzinsuffizienz, Koma, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und sehr tiefe Atemzüge bei gleicher Frequenz.
Eine Methanolvergiftung verläuft in drei Phasen und kann im schlimmsten Fall sogar zur Erblindung oder zum Tod führen.
Alkoholische Getränke: Herstellung und Klassifikation
Alkoholische Getränke werden entweder durch Gärung oder Destillation hergestellt. Bei der alkoholischen Gärung wird Glucose, die einfachste Zuckerform in der Natur, von Hefezellen in Alkohol und Kohlendioxid umgewandelt. Dieser chemische Prozess findet in anoxischer Umgebung statt und hat Zwischenschritte, in denen sich Brenztraubensäure und Acetaldehyd bilden. Bei Bier wird Stärke in Zuckermoleküle aufgespalten, während bei der Weinherstellung zuckerhaltiger Traubensaft verwendet wird. Dieser Prozess ist bei den Ethanolhaltigen Getränken wie Bier und Wein relevant.
Die Destillation ist ein Verfahren zur Trennung und Reinigung von flüssigen Stoffen, insbesondere von Alkohol. Dabei werden die einzelnen Bestandteile der Flüssigkeit durch Verdampfung und anschließende Wiederverflüssigung getrennt. Das Prinzip beruht auf den unterschiedlichen Verdampfungstemperaturen der Bestandteile. Wasser verdampft beispielsweise bereits bei 110 Grad Celsius, während Alkohol bei 78 Grad Celsius und Aromastoffe bei rund 80 Grad Celsius verdampfen. Bei der Destillation wird eine alkoholhaltige Flüssigkeit auf 80 Grad Celsius erhitzt, wodurch Alkohol und Aromastoffe verdampfen und in einen Kühltunnel aufsteigen. Dort werden die Stoffe wieder flüssig.
Allgemein unterscheidet man zwischen drei Oberkategorien von ethanolhaltigen Getränken: Bier, Wein und Spirituosen. Diese gliedern sich dann weiter in Unterkategorien auf.
Die Geschichte von ethanolhaltigen Getränken
Die Geschichte von Alkohol ist lang und reicht bis in die Steinzeit zurück. Es wird angenommen, dass Alkohol schon vor 10.000 v. Chr. in der Mittelsteinzeit entdeckt wurde, als Feldfrüchte überreif und somit für den menschlichen Konsum ungeeignet waren und sich stattdessen in einem zufälligen Gärungsprozess in Alkohol umwandelten. Die Geschichte von Wein und Bier muss jedoch unterschieden werden. Die ersten Hinweise, dass Bier hergestellt wurde, liegen etwa 3500 v. Chr. vor. Schrifttafeln aus Mesopotamien zeigen einen Brauprozess bzw. eine Zutatenliste für Bier. In den USA haben Wissenschaftler versucht, diese historische Brauweise nachzuahmen, allerdings war das Bier wohl ziemlich eklig und hätte wie Essig geschmeckt. Auch in ägyptischen Quellen aus 3000 v. Chr. finden sich Belege, dass Bier und Wein hergestellt wurden. Auch Schamanen haben versucht, mit Obst, Kräutern, Gewürzen und Getreiden verschiedene Arten von ethanolhaltigen Getränken herzustellen. Diese wurden dann für mehrtägige Rituale genutzt, in denen der Alkoholrausch im rituellen Rahmen als Art Erleuchtung wahrgenommen wurde und von höchster Wichtigkeit war. Der Evolutionsbiologe, Ökologe und Zoologe Josef H. Reichelhof stellt außerdem in seinem Buch „Warum die Menschen sesshaft wurden – Das größte Rätsel unserer Geschichte“ die Hypothese auf, dass Menschen deshalb sesshaft wurden, weil sie gerne Bier brauen wollten. Dies argumentiert er damit, dass Getreide nur dann angebaut werden kann, wenn man auch vor Ort bleiben möchte, da Ackerbau Sesshaftigkeit braucht. Die Entdeckung von wilden Getreidearten war der Ausgangspunkt für die Lagerhaltung von Nahrungsmitteln. Bei der Lagerung entdeckten die damaligen Jäger und Sammler dann die Gärung dieser und somit war der Schritt zum Bierbrauen auch nicht mehr weit. Die erste Ausschankordnung findet sich in Babylonien, wo im 18. Jahrhundert v. Chr. der Codex Hammurapi festgesetzt wurde. Dieser besagte, dass Priesterinnen, die ein Bierhaus aufsuchten oder gar eröffneten, verbrannt wurden. Bierpanscher wurden in ihren Fässern ertränkt oder so lange mit Bier vollgegossen, bis sie erstickten. Auch als Teil der Entlohnung wurde Alkohol genutzt. Leibeigene und Tagelöhner bekamen so ihre Dienste teilweise mit Bier und Wein bezahlt. Im 7. Jahrhundert erfand der Perser Abu Bakr Mohammad Ibn Zakariya ar-Razi die Destillation, die jedoch erst 400 Jahre später nach Europa kam. In der Medizinschule Salerno in Italien gelang es erstmals, Wein zu destillieren und Schnaps zu erzeugen. Hochwertige Destillate galten lange Zeit als Allheilmittel. Alkohol war besonders bei Soldaten und Seefahrern beliebt. Das illegale Brennen von Schnaps nahm zu, was zu mehr Todesfällen aufgrund von gepunchtem Schnaps führte.
Heute ist die Alkohollobby eng mit der Politik verstrickt, was sich beispielsweise in der Auszeichnung von Bierbotschaftern zeigt. Ein sogenannter “Ehrentitel” der Persönlichkeiten in der Politik für besonderes Engagement auszeichnet…