Wie kam es eigentlich zur Prohibition von Drogen wie Ecstasy, Kokain & Co.? Man möchte ja meinen, dass diese Frage recht einfach sei – man hat die Gefahr erkannt und daraufhin gehandelt! Die Hintergründe sind allerdings andere! In dieser Podcastfolge schauen wir uns genau diese an. Unter diesem Link, könnt ihr die Folge wie immer auf eurem Lieblingsplayer hören!

Vor dem Ersten Weltkrieg

Vor dem Ersten Weltkrieg war der Umgang mit psychoaktiven Substanzen in Deutschland recht entspannt. Substanzen wie Morphin und Kokain waren legal erhältlich, sofern man ein Rezept hatte. Deutschland war weltweit führend in der Pharmaindustrie, mit Firmen wie Bayer, Merck und Boehringer Ingelheim, die eine Monopolstellung bei der Produktion von Morphin, Heroin, Codein und Kokain hatten. Die Regulierung dieser Substanzen war jedoch komplex und erfolgte durch verschiedene Gesetze, darunter das Apothekengesetz und das Gesetz über den Verkehr von Giften. Trotz dieser Komplexität funktionierte das System weitgehend ohne größere Probleme, und strafrechtliche Konsequenzen gab es nur bei gefälschten Rezepten oder Besitz ohne Rezept.

Nach dem Ersten Weltkrieg

Die Situation änderte sich allerdings deutlich nach dem Ersten Weltkrieg. Durch den Versailler Vertrag von 1919 wurde Deutschland gezwungen, das Opiumabkommen von 1912 zu ratifizieren, was zu strengeren Kontrollen und Einschränkungen bei der Herstellung vieler psychoaktiver Substanzen führte. Auch die Einstellung gegenüber einzelner psychoaktiver Substanzen veränderte sich merklich. In den 1920er Jahren kam es zu einer medial konstruierten “Kokainwelle” in Deutschland, obwohl kein nachweislicher Anstieg des problematischen Konsums stattfand.

Einfluss der USA

Die USA hatten einen erheblichen Einfluss auf die internationale Drogenpolitik, deswegen macht es durchaus Sinn die Haltung der USA gegenüber Drogen nachvollziehen zu können.

Die amerikanische Abstinenzbewegung, bekannt als “Temperance Movement”, entstand bereits 1820 und sah Alkohol als Ursache vieler gesellschaftlicher Probleme. Diese Bewegung weitete sich auch auf andere Drogen aus, wie Opium, das vorher legal erhältlich war. Die Anti-Opium-Höhlen-Verordnung von 1875 und der Harrison Narcotic Act von 1914 waren frühe Maßnahmen zur Drogenkontrolle in den USA, die oft rassistisch motiviert waren. Beispielsweise wurde Opium mit chinesischen Gastarbeitern in Verbindung gebracht, und Kokain wurde als Gefahr durch afroamerikanische Männer dargestellt. Diese rassistischen Narrative trugen maßgeblich zur strengen Drogenpolitik bei.

Prohibition im Nationalsozialismus

Unter dem Nationalsozialismus wurde die Drogenpolitik stark von rassenhygienischer Propaganda beeinflusst. Juden wurden für den internationalen Drogenhandel verantwortlich gemacht, und der Konsum von Morphin und Kokain wurde mit ihnen in Verbindung gebracht. Gleichzeitig wurde jedoch Pervitin, eine Methamphetamin-Pille, weit verbreitet, sowohl im Militär als auch in der Zivilbevölkerung. Pervitin passte zur Ideologie der Leistungsgesellschaft im Nationalsozialismus.

Moderne Drogenpolitik

1961 verpflichtete das Einheitsabkommen über die Betäubungsmittel die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen, Verbote und Regulierungen zahlreicher psychoaktiver Substanzen zu erlassen. Deutschland veröffentlichte 1972 das Betäubungsmittelgesetz (BtMG), das bis heute den Umgang mit Drogen regelt. Ziel dieses Gesetzes ist es, den Substanzkonsum zu kontrollieren und die Nutzung illegaler Drogen zu unterdrücken. Diese Politik hat jedoch auch viele negative Konsequenzen, wie die Kriminalisierung von Konsumenten, Verunreinigungen auf dem Schwarzmarkt und eingeschränkte Forschung zu illegalisierten Substanzen.

Fazit und Ausblick

Die Geschichte der Prohibition in Deutschland zeigt, dass Drogenpolitik oft von internationalen Einflüssen und gesellschaftlichen Ängsten geprägt ist. Trotz der strengen Regulierungen bleibt der problematische Konsum bestehen, und es entstehen neue Herausforderungen. Eine Veränderung der Drogenpolitik bedeutet jedoch nicht zwangsläufig eine vollständige Liberalisierung. Es gibt verschiedene Ansätze zur Regulierung von Drogen, die sowohl den Schutz der Gesundheit als auch die Reduktion von gesellschaftlichem Schaden in den Vordergrund stellen können.

Die Podcast-Folge wir übrigens auch in der 50 Jahre Jubiläums Ausgabe des SuchtMagazins vorgestellt! Seit Jahren meine Lieblingsfachzeitschrift. Ich freue mich sehr über diese Kooperation!


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