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Das Wichtigste in Kürze

✓ Kratom (Mitragyna speciosa) wirkt in niedrigen Dosen eher anregend und stimmungsaufhellend, in höheren Dosen beruhigend und schmerzlindernd.

✓ Die Hauptwirkstoffe sind Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin. Sie binden an Opioid-Rezeptoren, jedoch mit geringerer Affinität als klassische Opioide. Dadurch verursacht Kratom weniger Atemdepression, kann aber dennoch abhängig machen.

✓ Zu hohe Dosen von Kratom (Mitragyna speciosa) können zu Übelkeit, Schwindel und Erbrechen führen, während langfristiger Konsum Verstopfung, Dehydration und in seltenen Fällen Leberschäden begünstigen kann.

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Die Geschichte von Kratom

Kratom (Mitragyna speciosa) ist eine Pflanze mit einer langen Geschichte in Südostasien, wo sie sowohl als Genussmittel als auch als Medizin verwendet wird. In Ländern wie Thailand, Malaysia und Indonesien ist es seit Jahrhunderten üblich, die Blätter zu kauen, um sich zu beleben, Schmerzen zu lindern oder sich zu entspannen. Die strikte Trennung zwischen Arzneimitteln und Genussmitteln, die in westlichen Kulturen vorherrscht, gibt es dort nicht. Vielmehr wird Kratom sowohl zur Erhaltung der Gesundheit als auch zur Behandlung von Beschwerden eingesetzt. In der westlichen Welt wurde die Pflanze bereits im 19. Jahrhundert von Kolonialbotanikern entdeckt und im 20. Jahrhundert genauer erforscht. Wissenschaftler untersuchten ihre Alkaloide und dokumentierten ihre pharmakologische Wirkung.

Trotz dieses frühen Interesses blieb Kratom im Westen lange Zeit unbekannt. Wahrscheinlich wurde es erst in den 1990er Jahren durch thailändische und malaysische Einwanderer sowie durch Veteranen der US-Armee in die USA gebracht. Die ersten gesicherten Erwähnungen stammen aus dem Jahr 1999, als ein Underground-Magazin für ethnobotanische Substanzen Kratom als neuartige psychoaktive Pflanze vorstellte. Ab 2005 tauchte es in europäischen Headshops auf, wo es frei verkauft wurde. In Deutschland ist Kratom bis heute legal und weder im Betäubungsmittelgesetz noch im Arzneimittelgesetz erfasst. Während es in anderen Ländern bereits illegalisiert wurde, kann es in Deutschland hauptsächlich über Online-Shops erworben werden.


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Welche Wirkung hat Kratom?

Die Wirkung von Kratom wird oft als paradox beschrieben. In niedrigen Dosen wirkt es aktivierend, fördert die Konzentration und hebt die Stimmung. Viele Konsumierende berichten, dass sie sich wacher und fokussierter fühlen, ähnlich wie nach dem Konsum von Kaffee. In höheren Dosen hingegen entfaltet Kratom eine beruhigende und entspannende Wirkung, die mit klassischen Opioiden vergleichbar ist. Die Pflanze kann Schmerzen lindern, Muskelentspannung fördern und ein allgemeines Gefühl von Wohlbefinden auslösen. Viele Nutzer beschreiben eine wärmende Wirkung, die sich über den ganzen Körper ausbreitet. Die Substanz verursacht jedoch kein starkes „High“.

Kratom wird in anderen Teilen der Welt auch als Medizin genutzt. Besonders die schmerzstillende Wirkung macht es für Menschen mit chronischen Schmerzen interessant. Die Hauptalkaloide der Pflanze wirken an den Opioid-Rezeptoren, allerdings mit deutlich geringerer Affinität als klassische Opioide wie Morphin oder Fentanyl. Dies könnte es für den Einsatz als Analgetikum attraktiv machen, da es nicht die typischen Risiken von Opioiden mit sich bringt, insbesondere die Atemdepression. Dennoch wird Kratom bisher kaum medizinisch erforscht, was unter anderem daran liegt, dass natürliche Substanzen nicht so einfach patentiert werden können. Pharmaunternehmen investieren in der Regel lieber in synthetische Wirkstoffe, die exklusiv vermarktet werden können.


Welche Wirkung hat Kratom (Mitragyna speciosa)?

Die Wirkung von Kratom wird durch seine Alkaloide Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin hervorgerufen. Diese Substanzen binden an die μ- und δ-Opioid-Rezeptoren, allerdings mit einer wesentlich geringeren Affinität als klassische Opioide. Während Mitragynin selbst nur eine schwache Wirkung entfaltet, wird es im Körper zu 7-Hydroxymitragynin umgewandelt, das eine stärkere opioide Wirkung besitzt. Aufgrund dieses Metabolisierungsprozesses kann Kratom nur oral eingenommen werden. Beim Rauchen oder Schnupfen würde die Metabolisierung nicht einsetzen.


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Unerwünschte Wirkungen und Risiken von Kratom

Kratom wird von vielen Menschen als gut verträglich beschrieben, dennoch sind Nebenwirkungen möglich, insbesondere bei hohen Dosen. Zu den häufigsten unerwünschten Effekten gehören Übelkeit, Schwindel und Erbrechen. Diese Symptome treten vor allem dann auf, wenn zu schnell nachdosiert wird oder eine besonders hohe Menge konsumiert wurde. In den meisten Fällen verschwinden die Beschwerden, sobald sich der Körper an die Substanz gewöhnt hat oder der Konsum reduziert wird.

Eine weitere Nebenwirkung ist die starke entwässernde Wirkung von Kratom. Viele Konsumenten berichten, dass sie nach dem Konsum vermehrt urinieren und sich dehydriert fühlen. Wenn nicht ausreichend Wasser getrunken wird, kann es zu Kopfschmerzen und einem allgemeinen Gefühl der Verwirrung kommen. Langfristiger Konsum kann zudem zu Verstopfung führen, da Kratom die Darmbewegung hemmt – ein Effekt, der auch bei klassischen Opioiden auftritt.

Kratom besitzt ein gewisses Abhängigkeitspotenzial, das stark von Dosis und Konsumfrequenz abhängt. Während gelegentlicher oder moderater Konsum meist unproblematisch bleibt, können tägliche und hohe Dosen eine körperliche und psychische Abhängigkeit auslösen, die mit Entzugssymptomen wie Schlafstörungen, Unruhe und Muskelschmerzen einhergeht. Im Vergleich zu klassischen Opioiden wie Heroin oder Fentanyl wird der Entzug als milder beschrieben, kann aber dennoch für Betroffene belastend sein und sollte nicht unterschätzt werden.


Safer Use bei Kratom

Um das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen zu minimieren, empfiehlt sich ein bewusster und vorsichtiger Umgang mit Kratom. Eine Grundregel lautet: „Start low, go slow“. Das bedeutet, dass Konsumenten mit einer niedrigen Dosis beginnen und diese nur langsam steigern sollten. Da Kratom eine verzögerte Anflutung hat, ist Geduld gefragt. Wer zu früh nachlegt, riskiert eine Überdosierung, die zu Übelkeit und Schwindel führen kann.

Da Kratom stark entwässernd wirkt, sollte während des Konsums ausreichend Wasser getrunken werden. Eine gute Flüssigkeitszufuhr kann viele der unangenehmen Nebenwirkungen verhindern. Zudem sollte der Konsum nicht zur Gewohnheit werden, da langfristiger Gebrauch zu einer Toleranzentwicklung und möglicherweise auch zu einer leichten körperlichen Abhängigkeit führen kann. Wer regelmäßig Kratom konsumiert, sollte seinen Konsum dokumentieren, um eine unbewusste Dosiserhöhung zu vermeiden.


Mischkonsum – gefährliche Kombinationen mit Kratom

Besonders riskant ist der Mischkonsum von Kratom mit anderen psychoaktiven Substanzen. In mehreren dokumentierten Todesfällen war Kratom nicht die alleinige Ursache, sondern wurde in Kombination mit anderen Drogen konsumiert. Eine besonders gefährliche Mischung ist Kratom mit Opioiden wie Tramadol oder Fentanyl, da dies die sedierenden Effekte verstärkt und zu lebensbedrohlicher Atemdepression führen kann.

Auch die Kombination mit Benzodiazepinen, Alkohol oder Antihistaminika sollte unbedingt vermieden werden, da diese Stoffe die beruhigende Wirkung von Kratom potenzieren und das Risiko für Bewusstlosigkeit oder Atemprobleme erhöhen. In den USA gab es Fälle, in denen Menschen nach Kratomkonsum positiv auf Opiate getestet wurden, obwohl Kratom selbst kein klassisches Opioid ist.


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